Impressum Sitemap

Saisonrückblick 2008

Jahrhundertfunde
Ein Rückblick auf die Strahlersaison 2008

Der Strahlersommer 2008 war geprägt vom „Jahrhundertfund“ (der zweite innerhalb von drei Jahren) der Strahlergemeinschaft Franz von Arx, Elio Müller und Paul von Känel. Die Medien berichteten sehr vielschichtig über die neuen Riesenkristalle vom Planggenstock. In allen Zeitungen, in den Nachrichtensendungen, ja sogar bei Äschbachers Talkshow waren die glücklichen Finder präsent. Diese Aufmerksamkeit kann uns Strahler nur recht sein, wird doch so die Leidenschaft für Kristalle und Mineralien geweckt. Ein Umstand, den vielleicht die Mineralienvereine, aber auch die Aussteller an den Börsen positiv spüren werden. Als Wart einer SAC-Hütte mitten in einem Strahlergebiet und als Anbieter von Strahlerexkursionen verzeichne ich seit drei Jahren steigendes Interesse an der Strahlerei. Viele Eltern wollen ihren Kindern wieder die Schönheiten der Bergwelt näher bringen und wecken damit bei ihren Sprösslingen den angeborenen Sammlerinstinkt.

Die Strahlerei, insbesondere die Kristallsuche im Hochgebirge, ist zeitlich sehr eng begrenzt und extrem wetterabhängig. Um die stabilen, gewitterfreien Hochdrucklagen des vergangenen Sommers zu zählen, genügen leider die Finger einer einzigen Hand (pessimistisch gesagt, reicht dafür vielleicht schon die Hand eines unvorsichtigen Schreiners). Ein, zwei Schönwettertagen folgte immer wieder ein Wetterumschwung mit teils kräftigen Gewittern. Wer aber flexibel genug war und bei einem verständnisvollen Arbeitgeber angestellt ist, konnte unter der Woche manch schönen Tag nutzen.
Weitere, aufsehenerregende Mineralienfunde in Planggenstock-Dimensionen sind mir keine zu Ohren gekommen. Da und dort wurden aber sehr schöne Klüfte geöffnet. Im Gotthardgebiet bearbeitete Peter Amacher und sein Partner Peter Eller eine ergiebige Kluft, die ihnen bereits im Sommer 2007 traumhafte Eisenrosen schenkte.

Im Urserental, genauer in der Gegend rund um den Furkapass, waren erneut zahlreiche Strahlerequipen am Werk. Eine unschöne Folge davon ist die fast schon inflationäre Beschriftung von vermeintlichen Kluftanzeichen. Muss wirklich jedes lausige Quarzband sofort mit Farbe „verschönert“ werden? Die fragwürdige Praktik einiger Strahler, auf einer Fläche von einem halben Quadratkilometer bis zu einem Dutzend „Stellen“ mit Monogramm und Jahrzahl zu belegen, erachte ich höchst bedenklich. Dies verstösst gegen die geltende Strahlerverordnung der Korporationen Urseren und Uri und ist zudem ein unfaires Verhalten gegenüber anderen Strahlern, die ebenfalls ihre Patentgebühren entrichtet haben.

Dass man auch mit Ruhe, Gelassenheit und einem Quantum Glück herrliche Strahlererlebnisse erfahren darf, zeigt der Fund von Thomas Leutwyler. Der leidenschaftliche Mineraliensammler und Fotograf kreuzte fast jedes Wochenende in der Voralphütte auf. Mit grossem Optimismus und viel Sorgfalt öffnete er unweit der Hütte Klüfte, an denen schon viele Strahler achtlos vorbei marschiert sind. Thomas zeigte mir diesen Sommer, dass weniger manchmal viel mehr ist...

Meine persönliche Bilanz der Strahlersaison 2008 ist erfreulich und mit vielen schönen Erinnerungen verbunden. Ich durfte trotz meiner knappen Freizeit ein paar herrliche Momente lang mit den Händen im Kluftlehm wühlen. Tief eingebrannt in meinem Gedächtnis haben sich drei einsame Strahltage am Tiefengletscher. Fern ab von Finanzkrise, Rezession und Kriegsmeldungen erkannte ich dabei den wahren Luxus des Lebens.