Lagua
Klettergarten Lagua, 5b - 7a+
Mitten im Winter - falls kein Schnee liegt - oder früh im Frühling - wenn es noch angenehm kühl ist - bietet der sonnige Felskopf bei Lagua ein nettes Ziel für einsame Kletterstunden. Hoch über dem kleinen Weiler Lègri kann man so wieder einmal ausgiebig das feine Stehen auf winzigen Unebenheiten üben. Die Zufahrt von Rodaglio über die gebührenpflichtige, enge Strasse bis zur "Piazza di giro" ist problemlos zu befahren. Ab hier heisst es dann ca. 30 Minuten steil durch den Wald aufsteigen.
Der Weg beginnt direkt beim grossen Parkplatz und führt später direkt am markanten Klettergebiet vorbei. Der Zustieg auf das abschüssige Mittelband erfolgt über ein altes, knarrendes Fixseil, dessen Mantel an einer Felskante schon deutlich aufgerieben ist. Daher diesen «alten Strick» eher mit Vorsicht geniessen und belasten! Alternativ könnte man auch dem Weg weiter folgen und vom wunderschönen Aussichtspunkt mit Sitzbank dieses Band abseilend erreichen.
Ist man einmal schadlos auf diesem geneigten Band gelandet, gilt es trotzdem vorsichtig zu sein. Die Wand fällt weitere 25 m bis zum Wandfuss ab. Wie schnell ist da ein Schuh oder ein Rucksack verschwunden, geschweige denn ein unvorsichtiger Kletterer. Anbinden kann man sich aber an jedem Einstieg der acht verschiedenen Routen, die ab diesem Band starten.
Die Kletterei ist eher plattenlastig, wird aber durch seichte Risse und Verschneidungen aufgelockert. Stine und ich starten eher links und damit schön gemächlich. Trotzdem tue ich mich ungewohnt schwer in diesen eher glatten Passagen. Der «Sündenbock» ist aber schnell gefunden! Meine brandneuen Kletterfinken sind noch etwas gar steif und die sehnlichst herbeigewünschte Netzstruktur der Gummisohlen leider noch völlig inexistent. Nach ein paar Touren wird sich dieses Muster aber sicher bald zeigen und für den gewohnten Halt auf den Gneisplatten sorgen.
Bereits nach der zweiten Linie verbessert sich doch noch das Gefühl an den Füssen. In der trickreichen Passage von «Ciao Tiz», wo es an kleinsten Warzen und Dellen ein Vorwärtssteigen gibt, ist dies auch bitter nötig. Noch eine Spur feiner präsentiert sich «Ciao Max». Eine fast unsichtbare Rissspur und der folgende heikle Aufsteher erfordern hier ein ungewöhnliches Bewegungsschema. Zum Glück ist diese schwierige Stelle aber sehr gut gesichert.
Die warme, sehr angenehme Frühlingssonne verlockt uns zu einem etwas verspäteten Mittagsschläfchen. Ausgeruht queren wir eine Stunde später über das morsche Fixseil aus der Wand und besuchen kurzentschlossen das zauberhafte Plateau über dem Klettergarten. Die Schatten werden immer länger und mahnen zum Aufbruch. Vielen Dank an Stine für den gemütlichen Klettertag unter der wärmenden Tessiner Sonne.