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Haslital"Herbstzeitlose"

«Herbstzeitlose», 6b+, 4 SL
Auf den ersten Metern sieht die Route noch ungemütlicher und dreckiger aus als die «Steiböck». Zudem ist das Gelände stark überhängend und scheint ordentlich grifflos zu sein. Und das soll «nur» 6b+ sein? Auf den ersten Metern bewahrheitet sich meine Befürchtung. Alle Leisten sind schmutzig und bröseln unter den Fingern. Zudem sehen zwei gute Griffe sehr instabil aus. Ich klettere trotzdem weiter und hoffe, weiter oben werde der Fels besser. Einmal im Überhang drin, zeigen sich dann doch ein paar versteckte, gute Griffe und nach 15 Metern wird auch der Fels insgesamt deutlich besser. Endlich am Stand angekommen, sieht auch der Weiterweg vielversprechend aus.

Beat führt souverän durch die zweite Länge, die steil über einen Pfeiler nach oben zieht und sich unverschämt griffig präsentiert. Allerdings liegen die Bohrhaken hier etwas verstreuter, was der Angelegenheit doch etwas Würze verleiht. Im ähnlichen Stil zeigt sich die dritte Seillänge, in der ich aus Versehen nach rechts zu einem Abseilstand quere, dabei wäre ein Linksquergang die richtige Option gewesen. Beat bügelt das rasch aus und sichert mich im Nachstieg durch den Quergang.

Es wartet nun bereits die letzte Länge auf uns. Sie entschädigt uns komplett für die durchzogenen Einstiegsmeter: Einer kleingriffigen, höchst interessanten Verschneidung folgt der luftige Quergang auf einen markanten Pfeiler, der uns mit wundervollen Kletterzügen verwöhnt. Nach knapp vierzig Meter erwartet mich als Schlussbouquet ein griffiger Überhang – und schon stehe ich auf der flachen Gipfelwiese. Was für eine geniale Seillänge! Mit einem «Phuu» schwingt sich auch Beat auf die Grasfläche und geniesst anschliessend mit mir zusammen die herrliche Aussicht auf die umliegenden, verschneiten Berge.

Für die dritte Abseilfahrt an diesem Tag nutzen wir die erste Variante, da deren Stand besser erreichbar ist. Nochmals pfeift uns der Wind um die Ohren, bis wir endlich am Wandfuss stehen und uns etwas Ruhe und Verpflegung gönnen. Die drei MSL-Routen haben uns gut gefallen, wenn auch der eine oder andere Abschnitt splitterig und/oder schmutzig war. Die lohnenden Felspartien dazwischen haben dies mehr als kompensiert. Besten Dank an meinen Seilgefährten Beat für die spannenden Stunden am Fels und die vertrauensvolle Sicherung in den heiklen Passagen.