Teufelswand "Zeichen der Freundschaft"
Teufelswand "Zeichen der Freundschaft", 6b+, 10 SL
Die Routen in der steilen, das Innere Teufelstal begrenzenden Granitflucht hoch über der Schöllenen sind in den letzten Jahren zu einem beliebten Kletterziel geworden. Der kurze Zustieg, das spezielle Ambiente und die perfekte Absicherung sind Garanten für viel Spass im Fels.
Mein Bruder Kurt, der leider nicht mehr soviel klettert, aber immer wieder für eine Tour zu haben ist, wollte nun endlich einmal auch diese Wand durchsteigen. Nach einem anstrengenden herbstlichen Strahlnertag am Tiefengletscher, der mehr mit Schneestapfen als Kristallsuchen zu tun hatte, stieg die Sehnsucht nach trockenem, warmen Fels. So standen wir am Tag darauf pünktlich mit der aufgehenden Sonne am Nätschen oben, das Klettergeschirr montiert und die Seile über die Schultern geworfen. Ein kleiner Rucksack mit etwas Speis und Trank war unser einziger Ballast - welch Unterschied zur Strahlnerei!
Das dreimalige Abseilen in die Schlucht verlief problemlos und auch die Bachquerung im Talgrund erfolgte diesmal ohne nasse Socken. Am Ende der Fixseile wechselten wir das Schuhwerk, während die warme Herbstsonne bereits die obere Hälfte der ersten Seillänge bestrich (Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert). Die erste Länge erlaubte uns ein sanftes Einklettern und weckte die Vorfreude auf die kommenden Kletterstellen. Mein Bruder strahlte wie ein Maikäfer, als er zum ersten Stand nachkletterte.
Bei perfekten Bedingungen gingen wir es gemütlich an und sortierten ohne Hast die Seile am Stand, bevor ich die zweite Länge in Angriff nahm. Die lange, durch die Strahlnersaison bedingte Kletterpause war bei den anstrengenden Piazpassagen deutlich spürbar. Die gute Absicherung und der warme, griffige Fels flössten aber viel Vertrauen ein und sorgten für gute Stimmung.
Schon bald war der legendäre, runde Rücken im oberen Wandteil erreicht. Diese zwei nominal einfachen Längen haben schon viele Aspiranten verzweifeln lassen. Mit einem Mix aus Spreizen und Reibungsklettern lässt sich das Hochwürgen durch den rechts liegenden Kamin weitgehend vermeiden. Bei meiner ersten Begehung mit Beat und Ruedi hatte ich diese zwei Längen noch zusammen gehängt. Diesmal wollte ich aber meinen Bruder bei der Bewätigung dieser kniffligen Stelle im Auge behalten und benutzte daher alle Stände zum Nachsichern.
Ohne sichtliche Anstrengung stand Kurt schon bald wieder neben mir am Stand und grinste wie ein kleiner Schuljunge. Die Sache schien im wirklich Spass zu machen. Granit war ja schon immer sein Metier gewesen und in Anbetracht seiner verwegenen Solobegehungen des Villigerpfeilers und der Via Hammerbruch am Salbit konnte ihn dieser Granitbuckel wohl nicht sonderlich schocken. Weiter ging es über ein paar gestufte Längen an den Fuss der markanten Schlussverschneidung.
Hier drückte wie gewohnt die Nässe durch und erschwerte das Piazen an dem seichten Verschneidungsriss. Ein paar kraftvolle Züge über den Schlussüberhang brachten mich schliesslich zum letzten Stand und an den Ausstieg. Hier genossen wir den zauberhaften Blick ins Göschenertal und auf die verschneiten Berge der Dammakette. Der Abstieg bot ebenfalls keine Probleme und führte uns über das "Insider-Gämschwägli" zurück zum Auto, wo der obligate Schnupf endlich den Wag in die Nasenlöcher fand.
Vielen Dank für den tollen Klettertag, Bruderherz. Es war eine hochwillkommene Abwechslung zum Strahlneralltag und hat mir gewaltig Spass gemacht. Bis zum nächsten Projekt...