11. Mai 2017
La Tarella
Margherita
Grande Dalle
Heute war Klettergarten angesagt. Das Angebot ist diesbezüglich am Bavella-Pass riesig und bietet eine Fülle an perfekt gesicherten Linien. Den Start verlegten wir in den Sektor "La Tarella" - ein zwar einfacher, aber wunderschön strukturierter Fels. Gleich links daneben liegt mit "Margherita" ebenfalls ein sehr lohnender Sektor, dessen Routen länger und anspruchsvoller sind.
Der Sektor "La Tarella" - mit seinen unter schattigen, unter Bäumen gelegenen Sicherungsplätzen - eignet sich hervorragend für Einsteiger oder Genusskletterer. Die Absicherung ist perfekt, der Fels vielseitig und bombenfest und die Routenlängen eher kurz. Die ersten drei Bohrhaken sind in kurzen Abständen gesetzt, was einen Bodenknaller bestimmt verhindert. Wir betrieben ein klassisches Aufwärm- und Techniktraining, bevor wir dann nach links in die längeren und etwas anspruchsvolleren Routen am "Margherita"-Fels dislozierten.
Hier konnte man im Bereich 6a - 6c den wunderbaren Fels in voller Länge geniessen. Die Kletterei wird gegen oben hin steiler und dementsprechend auch schwerer. Meist hängten wir die zwei Längen zusammen und nutzten so unser 80-Meter-Seil bis zum Anschlag.
Gespannt war ich schliesslich auf den etwas oberhalb liegenden Bereich der "Grande Dalle". Im Topo hatte ich "Riddu per te" als Wunschtour markiert. Der Name "Grande Dalle" und das Foto im Führer versprachen Reibungskletterei par excellence.
Am Wandfuss sah dann die Sache etwas anders aus: "Riddu per te" war zwar wie erwartet völlig grifflos, entpuppte sich aber als senkrechter Spiegel. Bei näherer Betrachtung erkannte ich allerdings ganz zarte Quarzstrukturen und kleinste Noppen. Der Fels bestand aus extrem körnigem Granit und die Haken steckten beruhigend eng. Der Balanceakt auf den winzigen Quarzwürfeln konnte beginnen...
Leider wollte ich beim Ausstieg direkt über den Haken zum Umlenker klettern, wo es mich schliesslich kurz vor dem Ziel abschüttelte. Sch...ade! Der zweite Versuch mit dem Ausstieg etwas linkshaltend gelang dann besser. Gleich daneben empfahl sich im Anschluss eine schöne Verschneidung für die Fortsetzung unserer Kletteraktivitäten.
Auch hier musste das 80-Meter-Seil in seiner ganzen Länge genutzt werden. Angesichts der immer dunkler werdenden Wolken, nutzte Verena den Nachstieg für's Ausräumen, wurde aber im oberen Teil doch noch von den ersten Regentropfen eingeholt.
Rasch sortierten wir das Material und flüchteten in den schützenden Wald unterhalb der Felsen. Von überall strömten nun die vom Regen vertriebenen Kletterer herbei. Auch unsere Kollegen, die mit glänzenden Augen von einem hammermässigen Sektor berichteten, trudelten mit geschultertem Seilsack ein. Es war definitiv Zeit für's erste Bier und die Anekdoten unserer Freunde.
Schon den ganzen Tag hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Die ausströmende und selbst für mich übel riechende Luft änderte zunehmend den Aggregatszustand und verflüssigte sich. Hatte ich womöglich etwas Unbekömmliches gegessen? Der folgende Abend und die Nacht wurde schliesslich zum "Spiessrutenlauf"...