Tschorrenfluh
Tschorrenfluh «Trans*sibiria» 6a, 6 SL
Nach dem eindrucksvollen Durchstieg der alten Seewser-Route am Seewser Schild blieb noch genügend Zeit für einen Abstecher an die Tschorrenfluh. Die insgesamt 6 Seillängen messende «Transsibiria» hatte ich bereits schon mehrmals mit verschiedenen Kletterpartnerinnen und -partnern, aber noch mit keinem Mitglied der Gender-Sternchen-Fraktion durchstiegen. Das sollte sich auch heute nicht ändern…
Wir parkten beim Forstwerkhof unter der Wand, wo wir das dortige Parkverbot mit schlechtem Gewissen missachteten. Da es schliesslich Samstag war und das Forstteam wohl auch das verdiente Wochenende genoss, möge man uns dieses kleine Vergehen hoffentlich verzeihen. Der viertelstündige Marsch über die asphaltierte Strasse hoch zum Einstieg war wenig berauschend, am Wegrand entdeckten wir aber höchst interessiert ein fleissiges Putz-Team, welches hier wohl einen neuen Klettergarten aus der Vegetation schält.
Über den mit Eisenbahnschienen erstellten Steinschlagschutz erklommen wir den Einstieg, knapp verfolgt von vier weiteren Klettermannen und -frauen. Ob sich darunter auch ein Gender-Sternchen befand, traute ich mich nicht zu fragen. Angesichts dieser prekären Staulage am Einstieg machte ich mich bald auf in die erste Länge, die bereits schon etwas abgegriffen und poliert daherkommt. Der erste Stand ist unbequem, besonders zu dritt. Da unsere Verfolger sich mit der benachbarten Einstiegsvariante begnügten, konnten wir die folgenden Längen wieder gemütlich anpacken.
Schöne Felspartien sind immer wieder unterbrochen von kurzen, etwas brüchigen Passagen: insgesamt ist die Kletterei aber sehr lohnend. In der vierten Länge, besonders im steilen Aufschwung, spürt man anhand einer Glasur wieder, wo die relevanten Griffe platziert sind. Die warmen Temperaturen am Nachmittag konnten diesen subjektiven Eindruck wahrscheinlich auch nicht verbessern.
Zwei kleine und kräftige Aufschwünge jeweils zu Beginn der fünften und sechsten Länge verlangten noch etwas Zupacken. Dann war die Sache bereits erledigt und wir genossen den ersehnten Schuhwechsel im Schatten einer Tanne beim flachen Ausstieg. Durch den bezaubernden Wald, über ein paar Altschneefelder und etwas mühsamer entlang der Asphalt-Strasse gelangten wir wieder zum Forstwerkhof an der Haslibergstrasse.
Nun war die Zeit gekommen, der geöffneten Restaurant-Terrasse am Brünigpass einen gebührenden Besuch abzustatten und die durstigen Kehlen zu verwöhnen. Besten Dank an Stine und Kurt für die beiden genussvollen Klettertouren und für die amüsante Unterhaltung. Es macht riesig Spass mit euch Zwei unterwegs zu sein.