Gross Bielenhorn "Nolens Volens"
Gross Bielenhorn
"Nolens Volens", 6c, 9 SL
"Nolens Volens", eine lateinische Phrase, bedeutet frei übersetzt "ob man will oder nicht" im Sinne von "wohl oder übel". An diesem herrlichen Sonntag Ende Juni entschieden meine zwei Kletterfreunde Richi und Wasi, dass ich als Seilerster durch die Westwand des Gross Bielenhorn steige - ob ich nun wollte oder nicht. Nach der gestrigen Tour in der Teufelswand war ich aber topmotiviert und "fügte" mich in mein "Schicksal".
Da die Sonne erst spät die Wand bestreicht, legten wir in der Sidelenhütte einen Kaffeehalt ein und erreichten so gegen 11 Uhr den Einstieg zur "Nolens Volens". Für den zuletzt steilen Zustieg über den Gletscher leisten Steigeisen oder mindestens ein Pickel wertvolle Dienste Mit Vorteil steigt man im Fels bis zum geräumigen Band beim aufgemalten Uristier hoch und seilt sich erst dort an.
Auf den ersten Metern verläuft "Nolens Volens" gemeinsam mit der komplett sanierten "Niedermann-Anderrüthi", zweigt dann aber nach links ab und folgt einem breiten Riss zum ersten Stand unter einem Felsausbruch. Die zweite Länge folgt nach einer kurzen und kniffligen Plattenpassage erneut schönen Fingerrissen, bevor dann eine sehr griffarme Platte die Schlüsselstelle bildet. Leider floss nach den intensiven Regenfällen der Vortage da und dort noch Wasser. Ein Ausrutscher auf einem solchen Wasserstreifen beendete auch ziemlich rasch meine Onsight-Ambitionen - ob ich nun wollte oder nicht!
Besonders nass und unangenehm präsentierte sich die dritte Länge, gemäss Topo zwar die einfachste, an diesem Tag aber die phsychisch anspruchsvollste Stelle der ganzen Route. Im oberen Teil erwarteten uns dann aber herrlich trockene Seillängen an Piazschuppen, Quarzadern und Rissverschneidungen. Als Resultat einer erfolgten Sanierung stecken bis zur sechsten Seillänge neben den alten Original-Bohrhaken da und dort neue Chromstahlplättli.
"Nolens Volens" (6a,6c,5a,5c+,6b,6a,6a,5c+,6a), ein Werk der Gebrüder Remy, bietet sehr vielfältige Kletterei in einer herrlichen Granitlandschaft. Die Ausrüstung ist gut (meist 4 bis 5 Bohrhaken pro Seillänge) und lässt sich mit Friends ideal ergänzen. Die plattigen Schlüsselstellen in der zweiten und fünften Seillänge sind sehr gut mit Bohrhaken abgesichert. Herzlichen Dank an Richi und Wasi. Dieser sonnendurchflutete Klettertag mit euch war wieder mal sehr eindrücklich - ob ich nun wollte oder nicht....