Rynächtfluh
Rynächtfluh Projekt Erstbegehung
"Ein Griff in die S....", 6b, (bis jetzt 4 SL)
Die Rynächtfluh ist ein markantes, bis zu 300 Meter hohes Felsband, zwischen Erstfeld und Schattdorf. An seiner Basis wurden in den letzten Jahren diverse Klettergärten eingerichtet. Diese bieten mitunter gute bis sehr gute Felsqualität in steilem, oft überhängendem Kalk. Dazwischen liegen aber immer wieder Störzonen mit furchtbar schlechtem Gestein oder üppig verwucherte Passagen. Durchgehende Mehrseillängenrouten, welche die ganze Fluh durchsteigen, existieren bis auf die berühmte Ausnahme keine. Durch den zentralen Wandteil eröffneten 1986 Paul Zurfluh und Stefan Geisser mit dem «Handlanger» eine 12 Seillänge messende Route, die damals hakentechnisch gekletterte Passagen aufwies. Die Bewertung lautete dementsprechend auch VI- A1. Der Fels ist gar nicht so übel, wird aber immer wieder durch Grasbänder unterbrochen. Hier der Bericht einer teilweisen Wiederholung von «Handlanger».
Wieder fast komplett verwachsen und mit den rostigen 8 mm-Schrauben ausgerüstet, wird diese Route heute nicht mehr begangen. Rund 200 Meter südlich davon befindet sich der beliebte Klettergarten «Rynächtpfyler», der mit viel Putzaufwand aus der Taufe gehoben wurde. Durch den jahrelangen Gebrauch ist dieser Klettergarten nun gut «ausgeräumt» und bietet ein paar steile, griffige Linien bis 7a. Direkt über diesem Klettergarten zieht ein markanter Pfeiler gegen den Himmel hoch Eine durchaus logische Linie, die ich mir schon öfters angeschaut hatte. Mir war aber völlig bewusst, dass der untere Teil wenig Genuss versprach und viel Putzaufwand verlangte. Weiter oben sollte der Fels aber markant besser werden… Anfang April 2025 konnte ich meinen Bruder Kurt, der endlich von seiner Handoperation wieder genesen war, zu einem ersten Versuch überreden.
Wir schulterten die Bohrmaschine und rund 40 Bohrhaken an den geplanten Einstieg hoch. Das dort am Wandfuss lagernde, feine Geröll sprach eindeutig Bände. «Das ist nicht Fels wie in Leonidio», bemerkte ich zu Kurt, der ein bisschen skeptisch in die Wand hochblickte. Wenn wir jetzt schon hier waren, wollten wir die Sache aber doch noch genauer erkunden. Vorsicht kletterte ich die ersten, gut gestuften Felsen hoch, auf denen viel feiner Schutt und Geriesel lagerte. Ein paar mittlere, wacklige Steine beförderte ich direkt ins Tal. Das Ganze war eine eher delikate Angelegenheit, bei der ich jeden Moment mit einem Abgang infolge Griff- oder Trittausbruch rechnete. Die zweite Länge sah nicht wesentlich besser aus. Intuitiv suchte ich mir den besten Weg durch dieses Labyrinth von Felsköpfen, die von Schuttbändern umgarnt sind. Am Ende der 2. Seillänge stiess ich zu meiner grossen Verwunderung auf zwei rostfreie Bohrhaken. Diese stammen vermutlich von einer Rettungsübung oder einer Abseilaktion von oben. Der nächste Abschnitt in der dritten Seillänge versprach etwas besseren Fels, was sich aber über weite Strecken als Trugschluss entpuppte.
Endlich, in der vierten Seillänge, trafen wir auf jenen Fels, den wir uns schon viel weiter unten erhofft hatten. Eine glatte Platte mit schönen Tropflöchern führte in eine Rissverschneidung hoch. Alles war fest und kompakt. Leider aber war damit auch der Akku unserer Bohrmaschine erschöpft. Wir seilten ab und räumten dabei noch einiges an losem Material aus der Wand. So ganz zufrieden war keiner von uns beiden. Wieder im Talgrund unten, betrachteten wir mit dem Feldstecher nochmals die ganze Fluh mit der beabsichtigten Linie. Zwar versprach der obere Wandteil endlich bessere Felsqualität, aber leider lagen dazwischen immer wieder grasige Bänder, auf denen wohl auch kubikmeterweise Geröll deponiert war. «Wir müssen das Ganze erstmals setzen lassen», sagte ich zu Kurt, der an einer Fortführung dieses Projekts grosse Zweifel anmeldete. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt…