Mettener Butzli
Mettener Butzli
«Vo rächts nach links», 6b+, 7 SL
«Z’Schlänggä Unghyr» 6b, 4 SL
Auf «Gut Glück» fahren wir an diesem Tag hoch zur Alp Mettenen mit dem Ziel, am Mettener Butzli ein paar Klettermeter zu geniessen. Normal ist Anfangs Mai die Strasse noch ziemlich schneebedeckt und – wenn überhaupt - höchstens bis Mettenen befahrbar. Der schneearme Winter und die früh einsetzende Schneeschmelze sorgen aber bereits für eine freie Zufahrt bis 50 Meter unter dem Kulminationspunkt bei den Lawinenverbauungen kurz vor der zauberhaften Hochfläche des Butzlis. Rasch werden diese fehlenden Höhenmeter zu Fuss erledigt und über ausgedehnte Schneefelder queren wir rüber zu den verlockenden Felsen.
Der Wandbereich der anvisierten Route «Vo rächts nach links» scheint trocken zu sein. Einzig am Ende der ersten Seillänge ist ein schwarzer Fleck Nässe erkennbar. Dank den festen Bergschuhen ist der steile Schlussaufstieg über die Grasflanke zur Wand hoch problemlos zu bewältigen. Wir nisten uns häuslich am Einstieg ein, so gut das in diesem steilen Gelände geht. Sicherheitshalber binden wir die Bergschuhe an eine vergammelte Schlinge. Ohne Schuhe wäre der spätere Abstieg wohl eher unangenehm zu bewerkstelligen!
Stine übernimmt das scharfe Seilende und turnt locker durch die imposante Einstiegsverschneidung hoch. Die fast granit-typische Piazverschneidung bietet herrliche Griffmöglichkeiten und der erwähnte Fleck Nässe ist gutmütig zu meistern. Das Seil vor der Nase ist für mich selber wieder etwas ungewohnt. Ich geniesse aber den entspannten Nachstieg. Der Start in die zweite Länge beginnt gleich mit einem beherzten, langen Zug an einen feuchten Querschlitz. Durch den seichten Riss geht’s weiter, dann gilt es weit nach links (nomen est omen) zu queren. Am bequemen Stand richte ich mich gemütlich ein und kann Stine von meinem Logenplatz aus im Nachstieg beobachten.
Sie übernimmt gleich den Vorstieg durch die folgende Verschneidung, die sie weiter oben in die Wand hinaus verlässt und an kleinen Griffen eine erste knifflige Stelle überwindet. In dieser Länge ist der Fels bombenfest und zeigt eine wunderbar hellblaue Färbung. Das ist Genuss pur! Die nächste, leicht drückende Wandstelle an versteckten Griffen wird wieder mit zugeteilt. Über meist festen «Klötzlifels» erreiche ich den nächsten, sehr bequemen Sicherungsplatz. Nun darf Stine den ausgesetzten Quergang nach – Sie ahnen es – links anpacken. Einmal ist sogar ein kleiner Schritt abwärts nötig.
In einer weiteren, prächtigen Wandkletterei erreiche ich die Grasschrofen, die nicht gross stören und die mich auf ein geräumiges Band bugsieren. Bereits wartet die letzte und schwierigste Sequenz auf Stine. Durch eine knifflige Verschneidung hoch, ein paar Meter nach links und dann sehr kräftig über den Abschlussüberhang gewinnt Stine den höchsten Punkt der Route, wo auch das Wandbuch wartet. Dieses ist zu gut zur Hälfte durch Einträge von Roli W. bereits ordentlich vollgeschrieben. Wir finden aber noch ein Plätzchen für unsere «Verewigung». Die obersten zwei Längen entlang der Route, später über eine eigenständige Abseilpiste erreichen wir in vier Manövern wieder unser Materialdepot am Einstieg.
Verpflegen tun wir uns dann erst in der mächtigen Nische beim Einstieg von «Z’Schlänggä Unghyr».
Kurze Zeit später steigt Stine bereits in diese Route ein. An unverschämt grosszügigen Henkeln turnt sie die durchaus steile Wand hoch und jauchzt dabei vor Freude. Mir fällt in der Folge der äusserst luftige Quergang an der gewaltigen Dachlippe zu. Dieser imposante Gang auf «Messers Schneide» ist immer wieder ein besonderes Erlebnis.
Die folgende Röstiraffel wird zur Beute von Stine, bevor ich die steile Schlusslänge bis zum Wandbuch geniessen darf. In zwei langen und - besonders im zweiten Teil - sehr luftigen Abseilsequenzen erreichen wir wieder festen Grund unter den Füssen. Zufrieden zotteln wir durch den inzwischen aufgeweichten Schnee zurück zum Auto und legen im Posthaus Urigen den wohlverdienten Zabighalt ein. Besten Dank an Stine für den genussvollen Klettertag im Mettener Butzli.