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Hagelstock

Hagelstock
"Altwybersommer" 6a, 8 SL
"Jungspund" 6c, 1 SL

Bei der Autofahrt zum morgendlichen Treffpunkt waren plötzlich Regentropfen auf der Windschutzscheibe sichtbar. Kein gutes Omen für unsere geplante Klettertour.

Mindestens mit der Seilbahn bis zum Ruegig wollten wir aber auf jeden Fall hochfahren. Wenn das Wetter zum Klettern zu schlecht sein würde, könnten wir immer noch eine Wanderung machen oder das Alpstubli im Selez besuchen....

Als wir dann gegen den Hagelstock anstiegen, waren immer mehr "blaue Störungen" am Himmel sichtbar. Am Einstieg oben schien dann sogar die Sonne. Genau so hatten wir es uns vorgestellt. Mit Richi und Karin wollte ich heute die gemäss Topo doch eher gemütliche Route "Altwybersommer" in der Südwand des Hagelstocks durchsteigen.

Der Einstieg ist sehr gut zu finden und liegt bei einem markanten Pfeiler am tiefsten Punkt der entsprechenden Wand. Zudem ist der Routenname farbig an die Wand gepinselt. Zuerst geht es über gut gestuften und erstaunlich festen Fels direkt hoch, bevor ein Linksquergang hinüber zum Stand leitet.

Die zweite Seillänge ist recht gestreckt und verlangt etwas Geschick bei der Seilführung, will man nicht gegen den Schluss als Zugmaschine agieren. Die dritte Länge ist dann wieder kurz geraten und beginnt mit einem schönen Rechtsquergang.

Nun folgt die sogenannte Schlüsselseillänge, die gemäss Topo als A0-Stelle bewertet wird. Mit etwas Umsicht und einer guten Spreiztechnik lässt sich diese Rissverschneidung aber problemlos frei klettern und wird irgendwo bei 5c+/6a liegen. Am Schluss der Länge traversiert man einen Grasgrat und erreicht einen Standplatz am Fuss des nächsten Aufschwungs.

Jetzt waren es noch drei Seillängen bis zum Top, die interessante und zum Teil altklassische Kletterstellen bieten: Da muss ein Kriechband bewältigt, ein enger Kamin gemeistert und ein ekliger Handriss überwunden werden. An letztgenannter Stelle kann auch mit einem links davon angesetzten Boulderzug ein allfälliger Griff zum Haken verhindert werden.

Nun kann man über die Abseilpiste mit 4 x 50 Metern wieder festen Boden gewinnen. Die teils ausserhalb der Route liegenden Standplätze sind gut zu finden und wurden, wie übrigens die gesamte Route mehrheitlich saniert. Ab und zu steckt noch ein alter Ringbohrhaken.

Nach einer verdienten Essenspause juckte es bereits schon wieder in den Fingern, lockten doch ein paar glänzende Bohrhaken gleich rechts von "Altwybersommer". Am Einstieg stand da "Jungspund", wie schwer oder wie lang die Route aber ist, wusste keiner von uns drei.

Da schaut man am Besten gleich selber, was diese Route wohl bietet: Nach einem grasigen Beginn folgte "Fätzäkalk" von der besten Art. Die genau richtig positionierten Querschlitze ermöglichten eine athletische und geniale Kletterei. Die Haken waren zudem sportlich voneinander entfernt platziert, was auch die Psyche entsprechend forderte.

Leider entdeckte ich - am ersten Standplatz hängend - keine weiteren Haken mehr. So nahmen wir leicht enttäuscht an, dass es sich um eine Base-Climb von einer Seillänge handelt oder ein Projekt hier in Arbeit ist.

Nachdem im Richi nachgesichert hatte, seilten wir ab und sicherten Karin im Toprope. Sie genoss sichtlich den steilen, fantastischen Kalk und gab Vollgas bei ihrem Durchstieg!

Das ganze Gebiet rund um die Alp Selez ist beim Klettervolk sehr beliebt. Der Hagelstock, die Selezerfluh und auch die Ganderfluh bieten viele Routen im Bereich 5c bis 7b. Der Fels ist oft abartig scharf, aber leider finden sich auch da und dort wieder ein paar brüchige Zonen.

Landschaftlich ist die Gegend einmalig. Beim Zustieg über die grünen Weiden wähnt man sich in einem Karl-May-Film und erwartet jeden Moment, dass irgendwo hinter den weissen Kalkblöcken Winnetou und Old Shatterhand mit ihren Pferden auftauchen.

Besten Dank an Karin und Richi für den genussvollen Tag. Es war doch wie immer sehr lustig und das Kafi Schnaps im Alpstubli Selez gehört doch auch dazu....