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Osogna

Osogna / Settore "Ricamo della sottana"
"Figlio del Sud", 6a+, 3 SL
"Scherzi d'autunno", 7a+, 3 SL
"La fuga del Guit", 6b, 3 SL
"N°1", 6c+, 3 SL
"Per l'amico Tull", 6b+, 1 SL
"Senza nome", 7c, 3 SL
Vor mehr als 20 Jahren waren Hans Zgraggen, mein Bruder Kurt und ich häufige Besucher der schönen Gneisbuckel hoch über dem Dorf Osogna.

Als stolze Besitzer einer Akkubohrmaschine hinterliessen wir in verschiedenen Sektoren knapp zwanzig Routen mit jeweils bis zu 3 Seillängen. Viele sind heute wohl zugewachsen, ein paar andere wurden im Laufe der letzten Jahre durch die einheimischen Kletterer saniert und erfreuen nun Besucher aus nah und fern.

Dani Furrer in den steilen Platten von Osogna.

Das trübe und regnerische Wetter in der nördlichen Schweiz trieb uns, trotz Stau am Gotthard, wieder einmal in die Sonnenstube der Schweiz. Da wir auf der Anreise über den Gotthardpass schon viel Zeit verloren hatten, wählten wir ein Klettergebiet oberhalb Bellinzona. Schliesslich waren auch nachmittägliche Gewitter angemeldet, was eh keine grossen und langen Projekte erlaubte. Unter diesen Umständen war Osogna genau das Richtige...

Vom Dorf Osogna, wo es zahlreiche Parkmöglichkeiten gibt, ist man zu Fuss in einer halben Stunde am Einstieg. Wir wählten den Sektor "Ricamo della sottana", wo zwar vorwiegend Plattenkletterei geboten wird, dafür aber die Routen bis zu 100 Meter lang sind.

"Die Figlio del Sud"(6a+), eine unserer damaligen Erstbegehungen, ist nun perfekt saniert und bietet sich als ideale Aufwärmroute an. Nach drei gekletterten Seillängen mit abwechslungsreichen Felsformationen kann man mit 2 x 50 Meter Abseilen wieder den ebenen Boden am Einstieg erreichen.

Die nächste Route, "Scherzi d'atunno" (7a+), wurde ebenfalls saniert und begradigt. Sie fordert besonders in der zweiten Seillänge ein gutes Trittgefühl. Dank den doch relativ eng gesetzten Bohrhaken kann man aber ohne Sorgen ans Limit klettern. Immer wieder bietet sich hier eine kleine Struktur oder eine unscheinbare Delle als Griff oder Tritt an und erlaubt ein Höherkommen.

"La fuga del Guit" (6b) startet am ersten Standplatz der "Scherzi..." und folgt linkshaltend einer Platte mit genialen Dellen. Klettergenuss in Reinkultur - vorausgesetzt, man liebt die Tessiner Gneisklettereien!

Ganz rechts aussen wartet eine weitere interessante Linie auf Wiederholer: die "N° 1" (6c+) folgt einer steilen Kante und führt anschliessend durch zwei geniale Verschneidungen zum "Gipfel" hoch. Unser damaliges "Werk" wurde nun ebenfalls perfekt saniert und bietet völlig untypische Kletterei in diesem doch eher plattigen Sektor. Wir wählten den Ausstieg über die Kante der "Per l'amici Tull" (6b+), wo zu Beginn der Ausstieg auf die runde Kante ganz schön fordernd ist. Den Original-Ausstieg der "N° 1", eine stumpfe Verschneidung (6c+), kletterten wir dann gleich anschliessend und freuten uns an den doch eher ungewohnten Bewegungen...

Als Dessert für unseren intensiven Klettertag wählten wir schliesslich die benachbarte "Senza nome" (7c), die eine knallharte Plattenstelle in der zweiten Seillänge bereit hält. Bereits schon in der ersten Länge (7a+) muss man sehr genau hinstehen und die Unebenheiten gut suchen. Direkt vom 1. Stand weg wird es dann extrem glatt. Leider ist der Fels hier auch ganz leicht sandig und reibungsarm. Dani und ich fanden leider keine gangbare Lösung für diese Plattencrux und griffen beide zu "Silber"...

Für einen Boulder- und Plattencrack wie unseren Freund Ruedi, gepaart mit optimal kühlen Temperaturen, ist diese Stelle vielleicht machbar. Uns blieb der krönende Abschluss leider verwehrt. Trotzdem hat uns die Route extrem Spass gemacht, besonders die letzte Seillänge bietet nochmals wunderschöne Kletterei.

Glücklich und zufrieden seilten wir ab und genehmigten uns das obligate Bier in Biasca. Besten Dank an Dani. Es war wieder einmal perfekt...