Scaladri di Avegno
Scaladri di Avegno
"Micio Spillo" 6c+, 11 SL
"Stadera" 6c, 9 SL
Der Scaladri bei Avegno war eines der ersten Sportklettergebiete des Tessins. Zu Beginn der Achtzigerjahre traf sich hier die Tessiner Elite und bohrte, was das Handgelenk hergab. Leider war der Eifer der damaligen Protagonisten manchmal so überschäumend, dass ein paar überflüssige Linien entstanden. Ohne genaues Topo findet man sich in diesem unüberschaubaren Routennetz fast nicht mehr zurecht.
Mittlerweilen sind die meisten der lohnenden Routen saniert und mit unterschiedlichen Bohrhakentypen einigermassen nachvollziehbar. Der kurze Zustieg und der lobenswerte Fels stehen einer eher sportlichen Absicherung gegenüber. Letzterem ist es wohl zu verdanken, dass hier keine Zustände wie in Ponte Brolla herrschen. Zudem ist im 6a-Bereich nicht viel Terrain vorhanden.
Mit Richi startete ich nach ausgiebigem Cappuccino-Schlemmen in die "Micio Spillo". Die mit rostfreien Klebehaken ausgerüstete Route wird über die ersten drei Längen (5c) der "Taroc" erreicht. In der siebten Länge folgt nach einer etwas speziellen Querung eine harte 6c-Stelle an zwei feinen parallelen Rissen. Die folgende Länge (6b+) warf mich dann fünfmal ab, bevor ich frustriert zum helfenden Haken griff.
Nach Studium des Topos zeigte sich glücklicherweise, dass wir die p.a-Stelle der Acquaplaning erwischt hatten. Wenn selbst der Erstbegeher und spezialisierte "Plattenguru" Alfio Tanner diese Stelle nicht frei klettern konnte, wie sollte es uns dann gelingen? Die Moral war wieder hergestellt, erlitt aber in der letzten Längen nochmals einen Dämpfer, als die stark überhängende und "pumpige" Schlusswand (6c+) nicht auf Anhieb gelang. Die Umstellung nach 320m Plattenkletterei war wohl zu gross...
Nach gelungener Abseilfahrt und der nötigen Stärkung widmeten wir uns der "Stadera", gemäss Topo eine schöne und gut gesicherte Route mit mühsamen und klettertechnisch nicht einfachen Seillängen. Bereits in der ersten Länge (6c) wussten wir, was damit gemeint ist. Die Steilaufschwünge und boulderartigen Übergänge waren echte Knacknüsse. Leider wird immer wieder die "Taroc" gekreuzt, was oft verwirrend ist.
Genial ist dann die zweitletzte Seillänge, wo ein Riss den Weiterweg über einen Plattenbuckel ermöglicht. Begleitet von ersten Krampferscheinungen - etwas mehr trinken würde wohl nicht schaden - erreichte ich schliesslich mit den letzten Sonnenstrahlen das gemütliche Ausstiegsband.
Vielen Dank Richi für den genialen Klettertag und deine Geduld als Sicherungsdummy bei meinem verzweifelten Kampf mit der verfluchten p.a-Stelle. Mit dir kann man wirklich Pferde stehlen!