09. Mai 2017
Pilastru di l'Alba, 6a, 2 SL
Pilastru droite, 6a, 3 SL
Punta Macao "Occitanista", 6a, 3 SL
Nun waren wir also im vielgerühmten Bavella-Pass angekommen. Hier findet man sowohl Sportkletter-Sektoren, wie auch wunderschöne Mehrseillängen-Touren. Den Auftakt machte eine Tour an der Punta Macao, die verhältnismässig einfach zu erreichen ist.
Der Berg bietet drei lohnende Routen in bombenfestem Granit. Allerdings messen die Touren nur drei Seillängen. Zwei Linien sind komplett mit Inox-Material ausgrüstet, die dritte und älteste Tour ist komplettes Trad-Gelände, d.h. es muss alles selber abgesichert werden. Wir wählten die "Occitanista", die uns vom Einstieg aus den besten Eindruck machte.
Auf dem Zustieg zur Punta Macao kamen wir am formscheinen "Pilastru di l'Alba" vorbei. Die herrlichen Tafoni konnten wir unmöglich links liegen lassen und stiegen kurzentschlossen ein. Eine glatte Platte bildet den Auftakt, dann folgt eine Henkelparade an einem Überhang, bevor athletische Kletterei entlang einer Kante zum Gipfel des ersten Turms führt.
Die Länge misst knappe 50 Meter und bietet alles, was das Kletterherz begehrt. Gemäss Topo wären es eigentlich zwei Längen, aber der Stand am Fuss einer Verschneidung ist wenig bequem. So empfiehlt sich das Zusammenhängen der beiden Teilabschnitte, obwohl der Seilzug nicht unterschätzt werden darf. Eine kurze Abseilfahrt später standen wir in der Scharte vor der Hauptwand, die wir für heute ausliessen, war doch unser Hauptziel, wie erwähnt, die Punta Macao.
Auf dem weiteren Zustieg durch das Gestrüpp, jedoch immer auf gut sichtbaren "Geisspfaden", streiften wir den Wandfuss des "Pilastru droite". Hier existieren drei kurze Mehrseillängen-Routen, von denen wir uns die vermutlich lohnendste Linie gönnten. Die drei Seillängen im Bereich 5c/6a brachten uns dem eigentlichen Ziel wieder etwas näher, welches wir nun mit einem kurzen Fussabstieg definitiv erreichten.
"Occitanista" an der Punta Macao folgt zu Beginn einer perfekten Verschneidung, deren Ende einem "Offwidth-Riss" ähnelt. Die Überwindung desselben benötigt etwas Bewegungsphantasie, lässt sich dann aber erstaunlicherweise gut lösen. In der zweiten Länge wird es im Mittelteil kurz plattig. Diese Stelle ist im Führer "Falaises de Corse" als 5c benotet, im "Topoguide" allerdings als 6b aufgeflistet.
In Tat und Wahrheit war es dann vor Ort ein kurzer Aufsteher, mit dem Bohrhaken auf Brusthöhe, der vielleicht ein 5c+ verdient hätte. Es ist immer wieder interessant, wie Plattenstellen unterschiedlich bewertet werden. Je nach Präferenz fällt dann das Urteil mehr oder weniger mild, bzw. streng aus. Die dritte und letzte Länge war dann noch einmal Tafoni-Plausch, bevor es auf der gleichen Route in zwei Abseil-Sequenzen zurück zum Wandfuss ging. Nun war aber klettermässig Feierabend für heute!