Handegg "Urlix"
Handegg "Urlix", 6b, 10 SL
Nach erfolgreichem Durchstieg der "Mummery" gönnten wir uns eine kurze Znünipause und stiegen schon bald in die benachbarte "Urlix" ein. Diese Route wurde 2001 von Felix Ortlieb und Ursi Zweifel erstmals begangen. Auch hier waren wir vermutlich nach dem strengen Winter die esrte Seilschaft, was etwas Putzarbeit erforderte. Beat übernahm diemal den Vorstieg und folgte den silbernen Fixpunkten in bestechender Manier.
Schon bald merkten wir, dass die Route deutlich mehr phsychisches Engagement als die "Mummery" erforderte. Besonders in den leichteren Passagen musste Beat oft weit über den letzten Haken steigen. Das teilweise üppig wuchernde Gras machte die Sache nicht unbedingt einfacher.
Nach den zwei ersten Seillängen waren wir wenig angetan von der Route, wollten aber trotzdem die Flinte nicht ins Korn werfen. In der dritten Länge wurde dann der Fels deutlich besser und hielt auch einen athletischen Quergang bereit. Vor dem Quergang sollte der letzte Express in der Platte massiv verlängert oder sogar wieder ausgehängt werden. Beat büsste dieses Versäumnis mit brutalem Seilzug auf den letzten Metern.
Im Nachstieg konnten Kurt und ich von diesen Leiden natürlich nichts spüren, dafür aber den luftigen Quergang in vollen Zügen geniessen. Der Ausstieg aus dem Quergang ist dabei die Schlüsselstelle und verlangt gute Balance und etwas Blockierkraft an Seitengriffen.
Kurz nach dem Quergang besteht auch die Möglichkeit einen Zwischstand zu nutzen. Dies vermindert zwar den Seilzug, ist aber wahrscheinlich sehr unbequem für den Sichernden. Ich war froh, hatte sich Beat durchgebissen und empfing uns an einem deutlich komfortableren Stand.
Nach dieser nominellen Schlüsselseillänge folgte ein deutlich einfacherer Teilabschnitt, der interessanterweise sehr üppig abgesichert ist. Die schmalen, nicht über alle Zweifel erhabenen Felsschuppen, waren wohl der Grund, warum die Erstbegeher hier öfters die Bohrmaschine zückten. Die Kletterei in dieser Länge war sehr genussvoll und abwechslungsreich, im Nachhinein erschienen uns diese 40 Meter fast als der lohnendste Teil der Route.
Als nächstes folgte wieder ein Rechtsquergang, der auf eine grosse, abgespaltene Schuppe führte, die wir mit unseren Kletterfinken äussesrt vorsichtig traktierten. Von weitem sah dieses Teil sehr instabil aus, hielt aber sogar das Gewicht von uns zwei Nachsteigern. Im Granit sind solche abgesprengten Felsschilder immer wieder anzutreffen und werden wohl irgendwann ganz aus der Wand katapultiert. Hoffen wir, dass dies bei Schlechtwetter oder im tiefen Winter geschieht.
Der Gipfel war wieder greifbar näher gekommen und eine durchwachsene Seillänge brachte uns an den Fuss der "Kupferplatte". Die "Urlix" endet hier und mündet in die "Fair Hands Line". Die erwähnte, mit feinen Strukturen gesegnete, "Kupferplatte" gilt als Schlüsselstelle der "Fair Hands Line". Da die geklebten Sanierungshaken neben den Originalhaken gesetzt wurden, darf noch einmal etwas über den letzten Sicherungspunkt geklettert werden. Es lassen sich aber auch da und dort noch mobile Mittel setzen, was das Ganze etwas entschärft. Diese Länge ist wirklich sehr genussvoll und bietet immer wieder Haltemöglichkeiten an feinen Schuppen und Dellen.
Die letzte Länge führte über Platten ins Arvengehölz, wo wir rasch auf anderes Schuhwerk umsattelten und nach kurzem Aufstieg durch das Gebüsch erneut dem Geleise der Gelmerbahn entlang absteigen konnten. Hunderte Treppenstufen später genossen wir nach 20 Seillängen Granitkletterei das kühle Bier im Hotel Handeck. Wir waren müde aber auch zufrieden mit unserem Tagwerk im Urgestein. Meinerseits hatte ich von beiden Routen etwas mehr erwartet: Die "Mummery" ist zwar streckenweise sehr schön zu klettern und bietet auch interessante Passagen. Sie als "Meisterwek" zu betiteln, wie im Netz da und dort zu lesen ist, scheint mir aber etwas gar hoch gegriffen. Vielleicht war ich nach zwei Wochen Klettern in Sardinien in punkto Fels auch etwas verwöhnt.
Die "Urlix" dagegen, da waren wir uns einig, hatten wir an diesem Tag drei Mal geklettert: Das erste, einzige und letzte Mal. Die Route ist zwar nett und abwechslungsreich, aber Begeisterung kam dabei nie wirklich auf. Die routinierten Erstbegeher aus dem Glarnerland haben sicher ihr Bestes gegeben und auch die Ideallinie getroffen. Der schönste Fels ist nun halt einfach in der Nähe der Pfeilerkante zu finden. Dies haben Stettler, von Känel und die Brüder Remy schon einige Jahre früher bemerkt. Trotzdem vielen herzlichen Dank für den Einsatz und das Ausrüsten der Route.
Ein ganz grosser Dank geht an meine beiden Seilpartner Beat und Kurt. Es hat wieder einmal optimal gepasst mit Euch beiden. Hoffentlich bis bald wieder...