Monte Garzo
Monte Garzo „Alhambra“, 6b+, 18 SL
Ich gebe es offen zu, dass ich kein fanatischer Fan der Route „Alhambra“ am Monte Garzo bin. Zwar bietet die lange Tour ein paar schöne und imposante Seillängen, aber insgesamt ist die Route doch eher eintönig, besonders der untere Plattenteil ist wenig berauschend.
Für meine Kletterpartnerin Stine aber war dies durchaus ein verlockendes Ziel und auch ein guter Test im Hinblick auf weitere lange Klettertouren. Wir starteten erst kurz vor halb zehn an diesem Märztag und hofften auf relativ zügiges Vorwärtskommen. Der Umstand, dass wir ganz alleine in der Route unterwegs waren, stimmte uns schon mal positiv.
Die ersten beiden, noch eher gemässigten Längen stieg Stine vor und ich folgte gleich zeitsparend in synchroner Kletterei nach. Weiter oben sicherten wir dann gemäss Lehrbuch und ohne Hetze. Bald waren die plattigen Abschnitte hinter uns und die ersten steileren Abschnitte verlangten etwas mehr Zugriff. An der ersten Schlüsselstelle besudelte ich mit einer kurz zuvor an einem Dornenstrauch aufgeschlitzten Fingerbeere sämtliche Schlüsselzüge. Ich hoffe, dass der Regen diese unschönen Spuren bereits wieder abgewaschen hat.
Die Querung zur Headwall präsentierte weitere Dornengewächse, die uns aber diesmal unversehrt passieren liessen. Nun folgte der deutlich lohnendere Teil mit steiler und athletischer Kletterei in bestem Gneis. Noch etwas Vorsicht war in der Schlussverschneidung verlangt. Die stets abschüssigen Griffe und Tritte müssen hier sehr subtil bedient werden – ein Ausrutscher ist in diesem speziellen Gestein rasch erfolgt.
In der Headwall der "Alhambra" am Monte Garzo.
Zufrieden umarmten wir uns auf dem „Gipfel“ und machten uns zügig auf den Abstieg. Das dürre und somit glitschige Gras verlangte hier erhöhte Konzentration – ein Ausrutscher in diesem steilen Gelände wäre vielerorts verheerend! In vier problemlosen Abseilsequenzen, beginnend beim markanten Starkstrommast, standen wir bald am Wandfuss des Sektors „Brunone“. Einen kurzen Fussmarsch später, fielen wir über unsere Rucksäcke her und verfutterten das darin lagernde „Zabig“. Besten Dank an Stine für den genussvollen und langen Klettertag. Trotz der eingangs erwähnten Zurückhaltung hat es mir richtig Spass gemacht!