2. April 2019
Bella Vista, 5c – 7b+
Unseren dritten Klettertag verbachten wir etwas weiter im Landesinneren. Direkt von Leonidio führt eine schmale, aber gut befahrbare Strasse durch ein wild zerklüftetes Tal zum Kloster Elona, ein Wahrzeichen mitten in einer überhängenden Wand. Auf halbem Weg parkierten wir unseren Fiat Panda und stiegen durch die karge Vegetation hoch zum Sektor „Bella Vista“. Dieser, der Name suggeriert es bereits, liegt auf einer Anhöhe und bietet einen umfassenden Tiefblick auf das Tal und das eingangs positionierte Dorf Leonidio.
Der vielseitig strukturierte Fels wurde von einer Gruppe Schweizer liebevoll eingerichtet und erlaubt ein Klettern an drei unterschiedlich ausgerichteten Wänden. Diesen Umstand nutzten wir gerne und kletterten zu Beginn auf der schattigen Westseite, die mit eher plattigen, wasserlochgespickten Routen aufwartet. An einem dieser messerscharfen Griffe riss sich Markus leider einen Hautfetzen vom Finger, der „schweinemässig“ zu bluten begann.
Nachdem ich Markus sofort am Seil zu Boden gleiten liess, sah es am Einstieg schon bald wie nach einer „Metzgätä“ aus. Bluttropfen verzierten die hellen Kalksteine, an ein Weiterklettern war bei Markus nicht mehr zu denken. Freundlicherweise sicherte er mich aber nach einer ersten Wundversorgung weiterhin zuverlässig. So konnte ich mich an diesem Sektor nach Lust und Laune austoben.
Wir wechselten schliesslich auf die Südseite, wo ein paar steile und überhängende Linien auf eine Begehung harrten. Der Fels ist dort extrem abwechslungsreich: Kleingriffige Wandkletterei, Sinterpassagen, aber auch athletische Routen an grossen Griffen stehen im Repertoire. Waren wir zu Beginn noch ganz alleine im Gebiet unterwegs, trudelten nach und nach weitere Kletterer ein. Die mehr als 30 Routen lassen aber genügend Spielraum auch für mehrere Seilschaften.
Irgendwann versuchte auch Markus wieder ein paar Kletterzüge in einer fingerschonenden Route mit grossen Henkeln. Die erneut blutende Verletzung beendete aber rasch seine aufkeimenden Ambitionen. Bei mir war das Pulver ebenfalls verschossen. Zeit für die Heimkehr und den obligaten Besuch in einer der zahlreichen Beizen mitten in Leonidio.