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Der erste Strahlnertag 2014

Der erste Strahlnertag 2014
Emanuel Regli, Schattdorf

Die kurzen, kalten Wintertage waren vorüber, die letzten Kristalle vom alten Jahr gereinigt, die GV der Urner Mineralienfreunde abgehalten und das Urner Mineralien Museum eröffnet. Ja liebe Freunde, der lang ersehnte Sommer stand endlich bevor. Am Freitag, 25. Juli war es dann so weit - mein erster Strahlnertag der Saison 2014 konnte beginnen. Diesen Tag konnte ich mir frei nehmen, um mich meinem liebsten Hobby zu widmen.

Das Wetter im Juli 2014 war sehr schlecht. Gigantische Regenmengen verursachten in diesem Monat in vielen Teilen der Schweiz Überschwemmungen und Murgänge. Regenfrust statt Sommerlust war in diesem Monat Trumpf. Was das bedeutete, muss ich wohl der Strahlnergemeinschaft nicht weiter erklären. Noch immer lag Schnee in Hülle und Fülle im Gebirge. Es war halt wie jedes Jahr. Nicht der Winter ist entscheidend, sondern der Sommer frisst den Schnee.

Dieser Freitag war aber mit einem kleinen Zwischenhoch gesegnet. Um 05:00 Uhr klingelte mein Wecker. Um 05:25 Uhr fuhr ich in Schattdorf los und konnte meine erste Strahlnertour um 06:25 Uhr vom Tätsch aus starten. Ach ja, das obligate Foto für die Kollegen im Büro durfte auch heute nicht fehlen. Als Motiv wählte ich dieses Mal die Furkahörner in Richtung Grimselpass. Voller Elan und Einsatzwillen lief ich den strahligen Felsen des Tiefengletschers entgegen. Ich weiss wirklich nicht, was mich mehr beflügelt hatte: War es der Sieg beim Jassen am Vorabend mit meinen Arbeitskollegen, oder doch einfach die Sehnsucht, endlich in die Berge zu gehen?

Mit einem leichten Rucksack bestückt, kam ich sehr gut voran und konnte meinen ersten Schnupf im Angesicht des Galenstockes nehmen. „Priiis“ rief ich dem Galenstock und den noch darin verborgenen Schätzen entgegen. Leider hatte mich der Eindruck, den ich schon beim Heraufmarschieren hatte, nicht getäuscht. Es lag noch eine Menge Schnee unterhalb des Galenstockes. Also genehmigte ich mir erst ein ausgiebiges Frühstück und einen aromatischen Kaffee.

Mit dem Spiegelrohr (Feldstecher) suchte ich das Gebiet ab und genoss die Ruhe, in der ich mich gerade befand. Ausser zwei Alpinisten, die Richtung obere Bielenlücke wanderten, waren keine weiteren Menschen auszumachen. Die alte Kluft vom Sommer 2013 schien von weitem her zugänglich und frei von Eis und Schnee zu sein. Ich machte mich auf den Weg dorthin. Die Sicht durch den Feldstecher hatte nicht getäuscht. So stand ich wenig später vor der schneefreien Kluft. Diese Kluft hatte uns 2013 schon eine Menge Spitzen beschert. rt hat.

Die Kluft war nicht sehr hoch, dafür aber bestimmt 3 Meter tief. Leider war es unmöglich, mit dem Körper hinein zu kriechen. So musste mein Götti Kurt im Winter ein Werkzeug kreieren, damit wir die Kristalle, die ganz hinten lagen, ans Tageslicht befördern konnten. Mit dem neuen Werkzeug, ich nenne es an dieser Stelle mal „Schaber“, machte ich mich an die Arbeit. Letztes Jahr war der Schutt und Lehm im hinteren Bereich der Kluft noch gefroren. Schon beim ersten Stochern stellte ich fest, dass sich die Kluft verände

Mit Leichtigkeit konnte ich den Schuttlehm lösen und langsam nach vorne ziehen. Immer mit der nötigen Vorsicht und in der Hoffnung, dass sich irgendwelche Spitzen und Grüppli im Schutt befanden. Sobald das herausgezogene Material am Tageslicht vorne war, durchsuchte ich dieses sorgfältig. Gleich vor der Kluft lief geschmolzenes Gletscherwasser in Form eines kleinen Baches. So konnte ich diesen Wasserlauf als Waschrinne nutzen, ähnlich wie es die Goldsucher in Alaska oder Kanada praktizieren. Nur dass ich hier auf der Suche nach Rauchquarzen war und nicht nach Gold.

Mit der Hand legte ich den Dreck in diese Rinne und musste aufpassen, dass mir die kostbaren Stücke nicht davon schwammen. Immer wieder war ich überrascht, denn die Spitzen hatten eine perfekte Farbe und einen perfekten Glanz. Leider waren an diesem Tag fast nur Einzelspitzen im Dreck und nur sehr wenige aneinander hängenden Sachen, die man als Grüppli bezeichnen könnte.
Ständig musste ich mich aufrichten. Meine Arbeitsposition konnte nicht als sonderlich bequem bezeichnet werden. Auf dem Gesäss liegend, die Arme voll ausgestreckt, und mit einem Bein am Felsen abstützend, damit ich nicht abrutschte. Aber nichts verdarb mir meine gute Laune.

Zwischendurch zog ich genüsslich an meiner Krummen, welche auch an diesem Tag nicht fehlen durfte. Die Zeit verging wie im Fluge. Kurz nach 12 Uhr packte ich die besten Stücke in Zeitungspapier ein und machte mich auf den Heimweg. Mit etwas Verzögerung wegen der Baustelle in der Schöllenenschlucht, fuhr ich gegen 15:30 in meine Garage in Schattdorf ein. Und so blieb noch Zeit übrig, bei der Zivilhochzeit von UMF-Präsident Patrick und seiner Janine vorbeizuschauen.

Der ganze Vorstand des UMF versammelte sich zum Spalier-Stehen. So konnte ich der Braut einen Spitz schenken, der ihr sichtlich Freude machte. Der Spitz, den ich 5 Stunden zuvor gefunden hatte, war noch von den Millionen Jahren im Eis und Dreck gekennzeichnet. Die Aufgabe, den Kristall auf Hochglanz zu polieren, habe ich bewusst Patrick überlassen. Liebe Janine, ich hoffe dein frisch gebackener Ehemann hat den Quarzspitz sauber geputzt und er hat einen gebührenden Platz in der Vitrine gefunden. Somit ging wieder ein ereignisreicher Tag zu Ende. Ich konnte mich vergewissern,