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Sandbalmfluh

Sandbalmfluh
"Lichtmeer" 6b, 6 SL
"Verlorenes Paradies" 7a, 4 SL

Es gibt Tage, da klappt einfach alles! Am Morgen sah es zwar gar nicht danach aus, als sollte es noch einen erfolgreichen Kletterabend geben. Zum einen waren schon früh Gewitter angesagt, zum anderen war ich bis um 18 Uhr bei einer Lehrabschlussprüfung engagiert. Reichlich spät für eine Mehrseillängen-Route an der Sandbalmfluh, wenn ich für Zufahrt, den Weg zum Einstieg und das Anseilen eine knappe Stunde einkalkulieren musste.

Um 17 Uhr - der Himmel war noch immer wolkenlos - erschien mein letzter Prüfungskandidat zur einstündigen Abfragerunde. Dieser Lehrling war ein extrem cleverer Bursche und absolvierte das ganze Programm inklusive ein paar zusätzlichen Fragen in 35 Minuten. Ich wusste wirklich nichts mehr zu fragen....

So stiegen mein Bruder Kurt und ich um 18.30 Uhr frohgelaunt in die "Lichtmeer" ein. Unser Ziel war eine gemütlicher Durchstieg der 6 Seillängen mit anschliessender Abseilfahrt über "Verlorenes Paradies"", wo ich in der 5. Seillänge eine fehlende Bohrhakenlasche ersetzen wollte.

Mein Bruder war seit einem Jahr unfallbedingt nicht mehr geklettert und kam so zu einer idealen Standortbestimmung. In der ersten, noch relativ einfachen Länge übernahm er sogleich die Führung und stieg dann den Rest der Tour hinter mir her. Noch immer war am Himmel keine Wolke sichtbar, was uns in Anbetracht der gemeldeten Gewitterfront ungemein beruhigte.

Bereits um 20 Uhr erreichten wir den höchsten Punkt der "Lichtmeer" und kontrollierten beim Abseilen über "Verlorenes Paradies" alle Bohrhaken. Die fehlende Lasche war schnell gesetzt und weiter ging es runter bis zum 2. Standplatz. Hier knöpften wir uns wieder in die Seile und begannen erneut mit der Kletterei.

Wieder übernahm ich den Lead und staunte, wie locker mein Bruder die Schlüssellänge nachstieg. Obwohl die Dämmerung bereits einsetzte, stiegen wir weiter und weiter und erreichten nach vier anspruchsvollen Längen im Bereich 6c und 7a erneut den obersten Stand der "Lichtmeer". Wir waren überglücklich! Mein Bruder konnte bis auf einen kleinen Rutscher alles sauber nachsteigen und mir gelang die Rotpunktbegehung.

So macht es wirklich Spass! Nach effizienter Abseilerei im letzten Tageslicht mussten wir nur noch unsere Rucksäcke am Einstieg schultern und den kurzen Abstieg zum Auto in der einbrechenden Dunkelheit schaffen. Als ich meinen Bruder zu Hause ablieferte, fielen die ersten Regentropfen der angekündigten Front.... ein wirklich perfekter Kletterabend! Danke Bruderherz für dieses tolle Erlebnis! Es war wieder wie in alten Zeiten!