Börtlergrind
Gandschijen "Börtlergrind" 7a, 7 SL
Komplettsanierung
Der Gandschijen - für lange Zeit unsere zweite Heimat! In seiner eindrücklichen Südwand durften wir Ende der Achtziger- anfangs Neunzigerjahre ein paar eindrückliche Routen eröffnen. Besonders in der Erinnerung haften geblieben ist uns die Route "Börtlergrind", die rechts vom Südpfeiler durch die steile Headwall hochführt. Am 12. Juni haben Kurt und ich nun die Route komplett saniert.
Mit schweren Rucksäcken stiegen wir zum Einstieg hoch und mühten uns durch das steile Couloir weiter bis zum Gipfel. Da wir die Route im Sommer 2018 nochmals sauber geklettert hatten, wussten wir um die richtige Platzierung der alten Haken. Unser Plan sah deshalb eine Sanierung von oben vor, wobei wir die neuen, rostfreien Anker direkt neben den alten Relikten platzieren wollten. Den Beginn der Abseilpiste zu finden, entpuppte sich dann als erste Knacknuss. Am Ausstieg oben sieht alles sehr ähnlich aus und die steilen Grasflanken erheischten in der Morgentau-Nässe eine gewisse Vorsicht.
Schliesslich entdeckten wir den Ausstiegstand vom Südpfeiler, mussten aber nochmals ein paar heikle Meter an Erikastauden und Grasbüscheln absteigen. Erleichtert hängten wir unsere Selbstsicherung in den Ring und fädelten die Seile für das kommende Abseilmanöver ein. Nach gut vierzig Metern Abgleiten entlang der farbigen Leinen erreichten wir den letzten Stand von "Börtlergrind". Die nun unter uns liegende, letzte Seillänge konnte uns nie wirklich begeistern, führt sie doch über eine nur A0 zu meisternde glatte Bröselplatte. Wir einigten uns auf eine Elimination dieser unlohnenden Länge. Stattdessen kann man nun die letzten 25 Meter den weissen Bohrhaken von "Super Gwüest" folgen und so deren Schlusstand erreichen.
In der "Headwall", die in der 5. Seillänge durchklettert wird, kämpften wir uns 1992 am absoluten Limit hoch. Mein Bruder Kurt, gesegnet mit Nerven aus Stahl, erreichte in einem verwegenen Runout das rettende Band am Ende der schwersten Stelle. Bei der Renovation der "Super Gwüest" nutzte das damalige Sanierungsteam diesen eigenständigen, charakeristischen Abschnitt von "Börtlergrind" für eine neue Variante der "Super Gwüest". Dieses Vorgehen stiess uns natürlich sauer auf. Ursprünglich wollten wir diese hineingezwängte Variante während unserer Sanierung von "Börtlergrind" ausräumen und den Originalzustand wieder herstellen. Vor Ort entschieden wir uns aber spontan dagegen und begruben endgültig das Kriegsbeil. Mit zunehmendem Alter sieht man gewisse Dinge etwas gelassener.
Das Setzen der neuen Edelstahl-Anker sowie das anschliessende Entfernen der rostigen Bolzen verlief zügig. Gleichzeitig putzten wir das wenige Gras aus den spärlich vorhandenen Rissen. Der Grossteil der Route verläuft eh über kompakten Granit erster Güte. Am 3. Standplatz tauschten wir die Arbeitsplätze. Nun konnte sich Kurt, der frischgebackene Rentner, um die restlichen Bohrhaken kümmern. Zu meiner grossen Bestürzung ging mein Schnupftabak unverhofft zur Neige, weshalb ich die arbeitsfreie Zeit am Standplatz mit Fotografieren und Dösen verbrachte.
Im letzten Arbeitslos - der originalen 1. Kletterlänge von "Börtlergrind" - entfernten wir die alten Anker ersatzlos und liessen diese Länge "sterben". In diesem Bereich hatte der unermüdliche Ruedi Bunschi vor ein paar Jahren eine neue Direktvariante zum Südpfeiler eingebohrt. Folgende Argumente sprachen für eine Elimination der Original-Einstiegslänge von "Börtlergrind" und die zukünftige Nutzung der "Bunschi-Variante":
1. Die Direktvariante zum Südpfeiler ist lohnend, gut geputzt und benutzt den ersten Stand von "Börtlergrind".
2. Die etwas hohlen Schuppen der Originallänge von "Börtlergrind" könnten irgendwann ausbrechen und eine spätere, freie Begehung verunmöglichen.
3. So wird ein unangenehmer Kaltstart in die Route "Börtlergrind" vermieden.
4. Der Einstiegsbereich wird damit etwas übersichtlicher.
Die komplett sanierte Route "Börtlergrind" kann nun wieder bedenkenlos geklettert werden. Ein Topo mit allen Modifikationen kann hier als pdf.file [5 049 KB]
heruntergeladen werden.
Wi wünschen allen WiederholerInnen viel Freude und gutes Gelingen. Wer steile Granitkletterei an feinsten Strukturen liebt, wird sicher auf seine Kosten kommen.
Herzlichen Dank an meinen Bruder für den motivierenden Arbeitseinsatz und die genussvollen Stunden am Fels. Bei all unseren geplanten Projekten wird uns die Arbeit wohl nicht so rasch ausgehen!
blau = Südpfeiler mit Direkteinstieg
rot = Börtlergrind
grün = Super Gwüest