Poncione di Cassino Baggio
Poncione di Cassino Baggio "Herbstwind", 6b, 12 SL
Bei der Heimfahrt vom Sasso Tròlcia konnte ich erfreut feststellen, dass trotz dem ersten Schneefall in diesem Herbst, das Klettergebiet am Poncione di Cassino Baggio im lieblichen Bedrettotal schneefrei und somit ein ideales Ausflugsziel für den nächsten Tag war.
Ein Anruf bei Richi und und eine kurze Absprache mit Karin - schon war die Route "Herbstwind" für den zu erwartenden prächtigen Septembertag als Ziel gesetzt. Die Anreise durch die bereits in herbstlichen Farben liegenden Wälder des Bedrettotals, der bequeme Zustieg zur Wand und die angenehmen Temperaturen liessen uns bereits am Morgen frohlocken.
Schon bald seilten wir uns auf dem bequemen Felsband am Wandfuss an. Die bereits am Einstieg stehende italienische Seilschaft nahm die benachbarte "Picadilly di Bedretto" in Angriff, das uns nachfolgende Dreierteam stieg in "Der grüen Nils" ein. So hatten wir "Herbstwind", die wohl lohnendste Route in diesem Wandteil, für uns allein. Ein wirklich perfekter Tag...
Zu Beginn ist die Kletterei nicht wirklich berrauschend. Nach den ersten fünf eher flachen Längen, wird die Route aber sehr interessant und bietet eine Menge schöner und abwechslungsreicher Kletterstellen.
Trotz einer erfolgten Teilsanierung müssen immer wieder ein paar Meter vom letzten fixen Sicherungspunkt weggeklettert werden, selbst wenn dies ein kümmerlicher Normalhaken hinter einer Schuppe ist. Es empfiehlt sich also, den verlangten obligatorischen Grad zu beherrschen, will man schmerzhafte Erfahrungen vermeiden.
In den steileren und anspruchsvolleren Längen im oberen Teil stecken die Haken allerdings wieder zahlreicher, zudem kann sehr viel zusätzliches Sicherungsmaterial in die Risse und unter die Schuppen gelegt werden.
Nach 12 Seillängen erreichten wir das Wandbuch und damit den höchsten Punkt der Route. Nach einer ersten Abseilfahrt kann man die nächste Sequenz dank einem rechts neben der Route gebohrten, seperaten Abseilstand in Falllinie bewältigen - falls man diesen nach 48 Metern auch findet.
Unser sonst sehr zuverlässiger Abseilprofi übersah irgendwie diesen Stand und konnte sich dank akrobatischer Verrenkungen mit einer Abseillänge von knapp über 50 Metern zu einem Stand der ordentlichen Route retten. Beim Seilabziehen waren wir zum Glück voll überzeugt, welches Seil das Richtige war...
Ohne weiteren Zwischenfall gelangten wir nach sechs Stunden in der Wand zu unseren deponierten Rucksäcken, wo wir unseren Hunger stillen und den Durst löschen konnten.
Auf dem Rückweg genossen wir noch ein Sonnenbad im Herbstgras und liessen den Tag gemütlich bei einem Bierchen in All'Aqua ausklingen. Besten Dank an Richi und Karin für den stimmungsvollen Klettertag.