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Selezerfluh "Gander Nase"

Selezerfluh "Gander Nase" 6c+A0, 7 SL
Die Alp Gand im vorderen Schächental erinnert mich immer an die "Winnetou-Filme" von Karl May. Die verstreuten Kalkblöcke, die sanften Wiesen und die darüber thronenden Wandfluchten bilden einen perfekten Rahmen für jeden Indianerfilm. Die Gegend bietet aber auch genussreiche, steile Klettereien an erstklassigem Fels, der dank der Ruegig-Seilbahn relativ rasch erreicht werden kann.

Da Tagesgang-Wetter mit Schauern und Gewittern für den Nachmittag gemeldet waren, entschlossen wir uns früh aufzubrechen. Die Sonne scheint ebenfalls schon recht früh in die Selezerfluh, somit war unser Ziel rasch gefunden. Aus den fünf vorhandenen Routen der Selezerfluh wählten wir die "Gander Nase", die in 7 Seillängen (6b, 6c+A0, 6c, 5c+, 5b, 6c+, 6a+) durch den steilsten Wandbereich führt.

Dani Furrer und Ruedi Bunschi in "Gander Nase" an der Selezerrfluh.

Die erste Seillänge fordert bereits eine gute Ausdauer. In der zweiten Länge hilft leider nur der Griff zu den Silberlingen. Zu abschüssig, überhängend und grifflos ist diese Wandpartie. In der dritten Seillänge folgt eine fantastische Tropflochplatte, etwas vom besten was ich bis jetzt geklettert bin. Die Strukturen sind rasiermesserscharf und herrlich zum Betrachten, geschweige denn zum Klettern - eine wahrhaftig riesige "Röstiraffel"!

Die vierte Seillänge führt unter ein Dach hoch und quert dann stark nach links. An dieser Stelle - knapp 5m über dem letzten Haken - stand uns Fortuna gnädig zur Seite, als ich einen kopfgrossen Stein aus seinem Jahrmillionen alten Fundament ausriss. Der Stein traf meinen Sicherungspartner an der Schulter, verletzte ihn aber zum Glück nicht. Meinerseits konnte ich ganz knapp einen gewaltigen Sturz auf die Röstiraffel hinunter verhindern. Ich denke lieber nicht daran, was gewesen wäre, wenn....

Nach dem wenig berauschenden Dachquergang folgte eine weitere, eher durchzogene Länge, bevor zum Finale noch einmal eine herrliche, messerscharfe Passage zu überwinden war. Auch die Schlusslänge bot besten Fels und führte auf ein bequemes Grasband hoch. Da der starke, thermische Aufwind und die leider eingetretene Abschattung für ein verdammt kaltes Klima sorgten, entschieden wir uns für den Fussabstieg via Hagelstock, was schlussendlich eine sehr gute Entscheidung war. Auf der Leeseite fanden wir rasch Wärme und konnten so unserere ausgefrorenen Knochen zum Leben erwecken.

Die Route "Gander Nase" bietet teilweise wirklich fantastischen Fels, ab und zu aber auch etwas durchzogene Passagen. Schade, dass in der zweiten Seillänge der Griff zu den Haken wohl die einzige Alternative ist. Ob die Stelle wohl frei kletterbar ist?
Die Route wurde vor zwei Jahren von den Erstbegehern saniert. Leider wurden dabei nicht alle Haken ersetzt und neben den neuen Bohrhaken stecken oft noch die alten Gurken, was optisch relativ unschön wirkt. Trotzdem besten Dank für die Sanierung. Wir haben die steile, athletische Kletterei und die frische Luft unter dem "Fudi" sehr genossen.

Ich bin zutiefst dankbar, dass der Griffausbruch für meinen Sicherungspartner und mich glimpflich verlaufen ist....