Ernen "Herr der Ringe"
Ernen "Herr der Ringe", 5a - 8b
Fährt man von Ernen ins Binntal, denkt man kaum daran, dass sich bei der markanten Kurve "Wasen P. 1248" ein fantastischer Klettergraten im "Zauberwald" versteckt. Der "Zauberwald" selber ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Die Kinder können unbeschwert spielen, es hat Grillplätze und zahlreiche Spielmöglichkeiten für die kleinen Knöpfe.
Für die grossen Buben und Mädchen ist der Klettergarten "Herr der Ringe" ein ebenso spannender und bezaubernder Spielplatz. Die nordseitige Ausrichtung der Wände und die tiefen Löcher im Waldboden, aus denen kalte Luft strömt, sorgen auch an heissen Tagen für optimale Bedingungen. Diese "kalten Schlote" sind echt faszinierend. Beim Sichern zieht man sich gerne einen Pullover oder sogar eine Jacke über, falls man in der Nähe von so einem Loch stehen darf. In einem dieser Schlunde war sogar noch Eis vorhanden - keine Selbstverständlichkeit bei knapp 30°C auf der Sonnenseite der Wände.
Der Klettergarten wurde von Raoul Volken, Bergführer aus Fiesch, während vielen Jahren mit Hingabe und in unermüdlicher Kleinarbeit ständig erweitert. «Herr der Ringe» umfasst heute 89 Routen und ist damit das grösste Klettergebiet im Oberwalliser Talgrund. Von technischer Wand- und Risskletterei bis hin zu überhängenden, athletischen Ausdauerrouten oder harten Moves bietet der Klettergarten alles. Kein anderes Klettergebiet im Oberwallis bietet eine solche Fülle an harten Routen von 7a bis 8b. Für Liebhaber schwieriger Routen sind die Routen Nazgul, Troll, Smeagol, Galadriel, Gwaihir, Gil-Galad oder Gandhalf wahre Leckerbissen. Man findet aber in fast jedem Sektor auch einfachere Routen.
«Herr der Ringe» bietet auch im Hochsommer kühlen Schatten. Die Umgebung ist traumhaft: ein urtümlicher, moosbewachsener Wald mit zahlreichen Höhlen und labyrinthartigen Felsformationen. Es würde den Kletterer nicht erstaunen, wenn plötzlich ein Höhlentroll, ein Elb oder ein Zwerg um die Ecke springen würde. Es gibt viel zu erkunden und noch mehr zu klettern…
Der Fels ist ein stark vertikal geschifferter Gneis, der für die Füsse sehr wenig Trittmöglichkeiten bietet. Risse und Schuppen sind oft die einizigen Haltepunkte. Aus diesem Grund ist die Kletterei auch sehr athletisch und man muss oft piazzen oder weit greifen. Der Klettergarten zieht sich als langes Felsband durch den Wald und ist in gesamthaft 10 Sektoren aufgeteilt. «Hobbingen» ist der grösste Sektor. Hier findet man vor allem leichtere und mittelschwere Routen. Brutal schwer und dementsprechend auch überhängend ist der Sektor "Mordor", wo sich mit "Sauron" auch die schwerste Route des Gebiets finden lässt.
Die Absicherung ist perfekt und lässt keine Wünsche übrig. Alle Umlenker sind zum direkten Einhängen konstruiert, somit kann auch das eine oder andere Projekt Toprope angetestet werden. Wir verbrachten eine genussvolle und erlebnisreiche Zeit in diesem idyllischen Wald. Die einheimischen Kletterer waren sehr freundlich und hilfsbereit. Vielen Dank für die Tipps und die gemeinsamen Schnupfrunden. Nach einer kurzen Angewöhnungszeit an den teils wirklich glatten Felsen, gefiel mir diese Art zu klettern mit jeder Route besser. Irgendwann meldete sich dann aber doch noch die ermüdete Muskulatur und forderte eine verdiente Pause. Auf ein nächstes Mal im "Zauberwald" bei Ernen! Projektarbeit hat es wahrlich noch in Hülle und Fülle. Besten Dank dem Einrichter für das grosse Engagement und die perfekte Absicherung. Der riesige Aufwand hat sich mehr als gelohnt!