Berglichopf
Berglichchopf «SE-Wand», 6a+, 6 SL
Was beim Anseilen am Wandfuss wie ein Vereinsanlass der Urner Kletterfinken anmutete, war schlicht purer Zufall. Beat, Kurt und ich trugen ohne gegenseitige Absprache alle das gleiche, wunderbar gelb leuchtende, T-Shirt mit dem Clubemblem. Ein herzhaftes Lachen resultierte aus dieser Erkenntnis. Gespannt waren wir am Morgen zur Alp Mettenen hochgefahren. Wie weit war wohl die holprige Strasse passierbar?
Zu unserem Erstaunen konnten wir trotz einiger Altschneeresten bis zum Kulminationspunkt durchziehen. Ein durchgehendes Schneefeld markierte in der Folge den Weiterweg zum Einstieg, der dann glücklicherweise ein trockenes Plätzchen bot. Nach einer kurzen Beratung über die Wahl von Route und Vorsteiger, stieg Kurt durch die grimmige Einstiegsverschneidung der klassischen SE-Wand.
In der zweiten Länge war auch ganz klassische Kletterei in einem abdrängenden Körperriss gefragt – ein Stil, der bei keinem von uns drei Jubelschreie auslöste. Der Start in die 3. Sequenz erforderte nochmals etwas «Gerampfe», dann wurde die Kletterei zunehmend offener und befreiter, d.h. eher technische Wandpassage anstelle von Rissen und stumpfen Verschneidungen.
In der Schlüsselstelle, einem kleingriffigen Linksquergang, hilft beim entscheidenden Schritt um die Kante ein unerwartet gutes Griffloch. Dieses zu finden ist beim ersten Mal wohl auch mit etwas Glück verknüpft. Sehr elegant und mit herrlichen Kletterzügen gesegnet, führt die letzte Länge auf den ebenen Gipfelkopf hoch. Das war doch eine gelungene Sache!
Wir gratulierten unserem wackeren Vorsteiger für sein Engagement und begannen mit der luftigen Abseilfahrt über die soeben durchkletterten Wandpartien. Auch in dieser Richtung entpuppte sich die Einstiegsrinne als mühsam, blieben doch die Halbseile immer wieder an einem losen Stein hängen. Beat fungierte hier als Wegbereiter und sehr begabter «Seil-Entwirrer», was Kurt und mir ein entspanntes Abgleiten zum Wandfuss erlaubte. Zeit für einen Imbiss, aber auch Zeit fürs Pläneschmieden! Noch war der Tag jung, was uns den Durchstieg einer zweiten Route erlaubte.
Mettener Butzli «Butzliläll», 6b, 4 SL
Nach einer kurzen Zügelaktion standen wir nur wenige Minuten später am Einstieg von «Butzliläll» im Sektor «Mettener Butzli». Jäh schiesst hier die Wand in die Höhe und man fragt sich unwillkürlich, wie das überhaupt kletterbar sein soll. Einmal Hand an den gelben Felsen gelegt, überraschen aber das grosszügige Griffangebot und der raue Korallenkalk.
Ein sorgfältiges Zupacken der messerscharfen Strukturen mindert dabei die Verletzungsgefahr. Immer wieder begeistern mich diese wunderschönen Kletterstellen, die ich nun sicher schon ein Dutzendmal durchstiegen habe. Auf Grund dieser Erfahrungen und Routenkenntnisse hatten meine zwei Freunde mir wohlwollend das scharfe Ende des Seils überlassen. Ein Umstand, denn ich insgeheim sogar erhofft hatte. Das freie Vorsteigen liegt mir persönlich besser, als der Nachstieg mit dem stets präsenten Seil vor der Nase.
Schon bald lag mit der 3. Seillänge die Schlüsselstelle vor uns. Mit frohem Herzen tastete ich mich über die ersten, kleingriffigen Meter empor und erwischte den entscheidenden Quergang nach links wie gewünscht. Weiter oben stellten sich noch zwei steilere Passagen in den Weg, die aber dank der mir bestens vertrauten Linienführung kein Hindernis darstellten. Nicht zu unterschätzen ist der unangenehme, runde Riss in der abschliessenden Sequenz – eine Stelle, die ich wohl noch nie optimal erwischt habe.
Sehr luftig ging’s danach zurück zum Wandfuss, wobei vor allem die letzte Abseilfahrt praktisch komplett freihängend verläuft. Was für ein gelungener Klettertag mit zwei tollen Freunden! Vielen Dank an Beat und Kurt für die kurzweiligen Stunden im Schächentaler Fels.