07. Mai 2018
Santa Maria di Navarrese
Nach angenehm verbrachter Nacht im gemütlichen Hotel Su Marmuri weckte uns frühmorgens der Regen. Beim reichhaltigen Frühstück fiel schon bald der Entscheid, erneut runter ans Meer zu fahren, und damit dem schlechten Wetter zu entfliehen.
Gedacht und getan - aber in Santa Maria di Navarrese war der Fels noch feucht und damit brutal schmierig. Ich weiss nicht, ob es an dem speziellen, marmorartigen Gestein liegt, aber noch nie hatte ich solch seifige Griffe unter die Finger gekriegt. An ein Klettern war nicht zu denken! Da es bereits wieder leicht zu tröpfeln begann, verzogen wir uns zu einem Cappucchino und warteten auf bessere Zeiten. Nach einer Stunde Untätigkeit juckte uns der Bewegungsdrang: Mindest eine Wanderung zur Pedra Longa konnten wir ja unternehmen.
Der sanft angelegte Weg der Küste entlang erlaubte viele bezaubernde Tiefblicke auf das blau-grüne Meer. Aber immer wieder fielen Tropfen und kurz vor Pedra Longa wurde der Niederschlag intensiver. Zeit für die nächste Einkehr. Für ein bekömmliches Mittagessen war nun genau der richtige Zeitpunkt. Mit vollem Magen war der Rückweg zu Beginn etwas harzig, dafür zeigte sich schon bald wieder die Sonne. Sollte der Fels wohl trocken sein, wenn wir wieder in Santa Maria eintrafen?
Tatsächlich sah die Sache schon deutlich besser aus als am Morgen. Allerdings konnte sich nur ein Teil der Gruppe motivieren, in das Klettergschirr zu schlüpfen, die anderen genossen ein Nickerchen nach der "langen" Wanderung oder steckten ihre Füsse zwecks Regeneration ins salzige Meerwasser.
Der Klettergarten liegt direkt im Hafen und ist in wenigen Minuten erreichbar. Das Gros der Routen ist in den unteren und mittleren Schwierigkeitsbereichen angesiedelt - ideal für eine gemütliche Abendkletterei. Im trockenen Zustand zeigte der Fels einen abartigen Grip und war messerscharf zu greifen. Der weiss-rötliche Kalk, die Nähe zum Meer und die herrliche Abendstimmung sorgten für gute Laune. Etwas störend wirkte die grosse Betonmauer, die als Wellenbrecher den Klettergarten in zwei Hälften teilt und fast fünf Meter hoch in der Landschaft steht.
Dieser Umstand liess uns aber nicht abschrecken. Zu gut war der Fels, der uns immer wieder das Seil in den Klettergurt einknöpfen liess. Dann aber meldete sich erneut der Hunger, der in einem der zahlreichen Restaurants in Santa Maria die Navarrese perfekt gestillt werden konnte.
Die Heimfahrt nach Ulassai erfolgte schliesslich erst in der Nacht - bei den engen Bergstrassen kein Schleck für unsere Fahrer und Fahrerinnen. Mit reichlich sardischem Wein intus, war ich furchtbar froh, das Steuer anderen überlassen zu können. Der zu Beginn trübe Tag hatte somit einen befriedigenden Abschluss gefunden. Wir waren gespannt, wie sich der folgende Tag wohl wettermässig präsentieren würde. Die Voraussagen waren eher schlecht...