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Berglichopf

Berglichopf
„SE-Wand" 6a+, 6 SL
„Freddy is back“ 7a, 6 SL
Besonders im Frühling und Spätherbst offeriert die Gegend um das Mettener Butzli ideale Klettermöglichkeiten. Ins Auge sticht da besonders der markante Berglichopf mit seiner knapp 200 Meter hohen Südostwand. Durch diese steile Wand fand das legendäre Duo Hans Kempf und Hans Sonderegger bereits 1969 einen gangbaren Weg. Diese Route avancierte bald zum Klassiker und war der Startschuss zu einer wahren Erschliessungswelle in den Wänden rund ums Mettenerbutzli.

Dieser mythische Ort mit seinen charakteristischen Alphütten diente schon oft als Filmkulisse. So wurden unter anderem Szenen für die Schweizer Filme „Höhenfeuer“ und „Sennentuntschi“ hier oben gedreht.
Dank des schneearmen Winters bewegten wir unseren fahrbaren Untersatz bis zum Kulminationspunkt der Alpstrasse. Ein alter Lawinenkegel verhinderte die vollendete Fahrt bis zum üblichen Ausgangspunkt: Diese zusätzlichen 2 Minuten Fussmarsch ermüdeten uns nur marginal und nach weiteren knapp 20 Minuten standen wir in der wärmenden Frühlingssonne am Einstieg oben. Wähnten wir uns auf dem Zustieg noch alleine, entdeckten wir schliesslich eine weitere Seilschaft am Einstieg der Route „Verborgene“ (nomen est omen), die sich gerade auf den Weg in die 1. Seillänge machte.

Unterwegs war ich an diesem warmen Maisamstag mit Stine, einer guten Kollegin, die immer wieder gerne mit mir in die Felsen steigt. Als erstes widmeten wir uns der klassischen „SE-Wand“, die auf der ersten Länge in einer grasigen Schlucht noch wenig Genuss bietet. Diese Passage könnte rechts über eine Einstiegsvariante (6a+) lohnender umgangen werden. In der zweiten Länge ändert sich die Szenerie aber rasch. Ein steiler, breiter und mit Klemmblöcken gespickter Riss, ja fast schon ein Kamin, zeichnet die logische Linie vor. Hier blinken auch ein paar neue Bohrhakenlaschen: Die Route scheint eine sanfte Renovation erhalten zu haben. Immer wieder findet sich aber ein alter Schlaghaken oder ein goldig glänzender Ringhaken. Der Start zur dritten Sequenz beginnt kräftig und verlangt weite Züge über ein Dach. So richtig lohnend sind die zwei letzten Abschnitte, die durch griffigen Kalk zum Vorgipfel leiten. Hier ist dann Ende Gelände für Kletterer und eine geschickt installierte Abseilpiste brachte uns in 4 Manövern wieder an den Wandfuss zurück.

Während der erholsamen, aber kurzen Mittagsrast besprachen wir die weiteren Pläne. Gemütlich durch die „Verborgene“ oder sportlich kräftig in die „Freddy is back“? Da wir bereits schon am Einstieg der letztgenannten Linie sassen und die andere Seilschaft ihre Abseilfahrt vom Gipfel startete, kam eindeutig „Freddy“ zum Zug. Bereits die erste Seillänge fordert Engagement und ist für 6b verdammt hart bewertet. Die folgende Schlüsselstelle ist anhaltend schwer, verlangt immer wieder difficile Plattenaufsteher und malträtiert mit scharfen Leisten auch die Fingerhaut. Etwas Erholung bietet die nächste kurze und eher gemütliche Schuppenkletterei. Im vierten Teilabschnitt folgt einer steilen, seichten und alles andere als banalen Verschneidung ein längerer Plattenknaller, der aber perfekt abgesichert ist.

Die besten Kletterpassagen beinhaltet die nun folgende 5. Seillänge. Einem kniffligen Rechtsquergang folgen feingriffige Züge über eine steile Wandstufe, die am Schluss in einfaches Gelände überleitet. Die Schlüssellänge der „SE-Wand“ verläuft links davon über die gleiche Steilstufe und weist dieselbe Schwierigkeitsbewertung auf. Vor Ort sind aber markante Unterschiede feststellbar: „Freddy“ zeigt hier nochmals seine fürchterlichen Krallen! Der Schlussaufschwung zum Gipfel beginnt als kräftiger Boulderzug und wird oben zunehmend gemütlicher. Mit trockenen Kehlen genossen Stine und ich ein paar zufriedene Sitz-Minuten auf dem Vorgipfel. Der Durst trieb uns aber rasch wieder auf und liess uns die Zwillingsseile in den Abseilring einfädeln. Vielen Dank an Stine für den ausgefüllten und engagierten Klettertag in steilem Kalk. Es hat echt Spass gemacht!