4. April 2019
Hospital „Aghios Lemmy, 6b, 8 SL
Auf dem Programm stand für diesen Tag eine Mehrseillängen-Route. Der direkt über dem Dorf gelegene Sektor Hospital schien dafür perfekt geeignet. Die rote, steile Fluh sieht von der Basis sehr eindrucksvoll aus, obwohl sich auch hier die Vegetation da und dort einnisten konnte. Die Route folgt einer logischen Linie und verläuft bis auf einen kleinen Quergang in der Mitte meistens direkt gerade hoch.
Wir starteten zu Fuss vom Hotel und standen eine gute Viertelstunde später beim Einstieg, glücklicherweise allein. Markus startete frohgelaunt in die erste Seillänge, die perfekt abgesichert und unverschämt griffig daherkommt. Nach dem Stand wird es etwas steiler, bleibt aber weiterhin angenehm zu klettern. Der Fels ist extrem rau und sehr vielseitig strukturiert. Ein wahrer Genuss!
Der wunderbare und zunehmend imposantere Tiefblick auf das Dorf Leonidio begleitete uns während der stets interessanten Kletterei durch das rote Gemäuer. Im oberen Teil wechselt das Gestein für ein paar Meter. Hier scheint vor vielen Jahren ein Felsausbruch stattgefunden zu haben. Plötzlich waren die Griffe abschüssiger und auch die Reibung der Schuhsohlen liess zu wünschen übrig. Bald aber wieder konnten wir den gewohnt rauen und griffigen Kalk unter den Finger spüren.
Der letzte Stand ist an einem komplett verkarsteten Felskopf platziert. Die Bohrhaken hatten nur wenig Felsmasse um sich herum. Das ganze erschien uns sehr fragil, obwohl wir sonst nicht so ängstliche Gemüter sind. Daher wechselten wir gerne zum letzten Stand der Nachbarroute und machten uns abseilend auf den Weg zum Wandfuss. Den anschliessenden Gang in ein Café erwähne ich jetzt nur noch am Rande…
Berliner Mauer, 5b – 7a+
Unsere Uhren zeigten nach erfolgreichem Durchstieg der „Aghios Lemmy“ erst die Mittagstunde an. Ein Klettergartenbesuch lag da durchaus noch im Zeitrahmen. Wir fuhren wieder ein Stück landeinwärts und besuchten den Sektor „Berliner Mauer“. Erste vereinzelte Regentropfen schreckten uns nicht, da die Wand auch überhängende Sektoren aufweist, die einigermassen Schutz vor dem Nass bieten
Markus nahm es gemütlich und erklärte sich bereit, als Sicherungs-Dummy zu agieren. Er war mit der MSL-Route vom Vormittag zufrieden und wollte es etwas gemütlicher angehen. Erstaunlicherweise waren wir in diesem Sektor wieder alleine, was vermutlich auch am unsicheren Wetter lag. So wollte ich keine Zeit verlieren und nahm rasch die ersten Linien in Angriff.
Die Wand wurde ab 2013 von Berliner Kletterern eingerichtet und ist im Vergleich mit anderen Sektoren hart (oder real) bewertet. Im linken Teil sind die Routen eher kurz, dafür athletischer. Rechts findet man längere Projekte, die meistens im Bereich 6b rangieren. Nach fünf absolvierten Durchstiegen hatte ich ebenfalls genug von diesem Klettertag, schliesslich wollten wir morgen auch noch in der Vertikalen tätig sein.
Zurück beim Mietauto, entschlossen wir uns zu einem Besuch des Klosters Elona, das in einer überhängenden Wand domiziliert ist und in der damaligen Zeit idealen Schutz vor Plünderungen bot. Auf der Fahrt dahin verrenkten wir uns fast den Hals, kommt man dabei doch ständig an verschiedenen Klettersektoren vorbei. Das Potential für einen ausgedehnten Kletterurlaub ist schlicht gewaltig!