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Mettener Butzli

Mettener Butzli
«Butzliläll», 6b, 4 SL
«Vo rächts nach links», 6c, 7 SL
Der vor allem in unteren Lagen sehr schneearme Winter erlaubt uns bereits schon am 1. Mai die Fahrt ins Mettener Butzli hoch. Zwar müssen wir da und dort noch durch ein paar Schneeresten pflügen. Mit Allradantrieb und etwas Bodenfreiheit ist das zwar grenzwertig, aber schlussendlich doch machbar. Beim Kulminationspunkt ist dann aber die Strasse komplett mit Altschnee bedeckt, was uns in die Bergschuhe zwingt. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir den Wandfuss, der mit warmen Brauntönen so richtig zum Klettern einlädt.

Wir starten mit «Butzliläll» und bringen damit den Organismus rasch auf Touren. Steil, jedoch unverschämt griffig zieht die Route durch das Gemäuer hoch. Beat übernimmt den Auftakt und nistet sich bald gemütlich am ersten Standplatz ein. Obwohl ich nun schon so oft durch diese Route gestiegen bin, muss ich im zweiten Abschnitt wieder den optimalen Weg suchen. In unserem Alter lässt das Gedächtnis scheinbar spürbar nach. Noch sehr präsent ist uns dann der Verlauf in der 3. Sequenz, die man auch als Zugangsschlüssel der ganzen Route bezeichnen darf. Ruhig, präzis und ohne Zögern setzt Beat seine Kletterzüge und entschwindet in die Höhe. So macht es Spass.

Im abschliessenden Quergang zum Standplatz muss ich im Nachstieg die Finger bedächtig sortieren. Dann entlässt mich Beat in die zu Beginn noch athletische Abschlusslänge. Später folge ich einem Riss, dessen Überwindung etwas Verrenkungen erfordert. Wann schaffe ich es wohl endlich, diese unangenehme Stelle auf eine clevere Art zu meistern? Zufrieden mit dieser Auftaktroute schweben wir in luftiger Abseilmanier wenig später wieder dem Boden entgegen.

Beim wohlverdiente Znini schmieden wir Pläne für den weiteren Tagesverlauf. Die Wahl fällt auf den oberen Sektor mit der stets lohnenden Route «Vo rächts nach links». Alles ist wunderbar trocken, die Temperaturen liegen im angenehmen Bereich. Um uns herum nichts als Stille. Welche Gnade, wenn man unter diesen Umständen unterwegs sein darf.

In der Führung abwechselnd, gewinnen wir Meter um Meter an Höhe. In den vielen Quergängen ist dieser Höhengewinn zwar eher marginal. Dafür ist die Felsqualität überzeugend und beschert uns viele genussvolle Kletterzüge. Vorsicht ist dann in der 6. Seillänge gleich zu Beginn der Kletterei das Motto der Stunde. Ein verdächtig aussehender Block will vorsichtig behandelt werden. Das Teil hält unseren Belastungen jedoch stand.

In der Schlusslänge trifft dann jenes schon weiter unten befürchtete Szenario doch noch ein: Hinter mir liegen bereits die kniffligen Vertikalmeter, die mich auf ein horizontales Band hochbrachten. Nun stehe ich (ausser Sichtweite von Beat) auf dem rund einen halben Kubikmeter grossen Block, der auf diesem Band aufsitzt. Er dient als Start in die steile Schlusswand. Der erste Bohrhaken über dem Block ist rasch eingehängt. Nun gilt es, den rechten Fuss hoch auf einen Reibungstritt zu stellen und mit Hilfe eines Seitengriffs den Schwerpunkt über diesen Tritt zu bringen.

Das Knirschen des ausbrechenden Griffs ertönt als Startsignal für meinen Abflug. Neben dem erwähnten Block knalle ich ungebremst auf die äussere Kante des Horizontalbands, von wo ich einen weiteren Meter in die darunter liegende Wand gespickt werde. Nun ist auch der Sichtkontakt zu Beat wieder hergestellt. Verdattert schauen wir uns an. Während ich ihm kurz schildere, was passiert ist, taste ich meinen Körper nach allfälligen Verletzungen ab. Der Hosenboden ist zerfetzt. Die darunter liegende Backe und der hintere Oberschenkel geschunden. Am linken Unterarm fehlt ebenfalls etwas Tapete.

Sonst aber scheint alles noch heil zu sein, was mir erlaubt, die Schlusswand in einem zweiten Versuch zu durchklettern. Am Standplatz oben melden sich dann die ersten Symptome der Prellungen. Die Schmerzen bleiben aber erträglich, was sich auch auf dem Abstieg und der Heimfahrt nicht mehr gross ändert. Die verdeckte Sicht, eine gezwungenermassen gezackte Linienführung und die daraus resultierende Seildehnung haben es Beat verunmöglicht, meinen Sturz vor dem «Bandknaller» zu halten. Der optimalen Absicherung in diesem Abschnitt kann man ebenfalls nichts vorwerfen. Solche Situationen – im Zusammenhang mit einem Griffausbruch – sind immer heikel. Ab und zu etwas Glück ist einfach von Nöten. Vielen Dank an Beat für den ereignisreichen Klettertag.