Nösslach "Strada del Sole"
Nösslach, "Strada del Sole", 6b+, 7 SL
Pfingsten war vorbei und es kehrte wieder so etwas wie Normalität im Oetztal ein. Gemäss Wetterbericht war auch ein längeres, trockenes Wetterfenster zu erwarten. Dies wollten wir für die Begehung einer MSL- Tour nutzen. Am meisten Potenzial für längere Touren im Talgrund besitzt das Klettergebiet Nösslach. Neben zahlreichen Sportklettersektoren, ziehen auch ein paar mehr oder weniger lohnende Linien bis zu 7 Seillängen durch die steile Wand. Frohgelaunt stiegen Nico und ich zum Einstieg hoch und platzierten das nicht benötigte Material - schliesslich wollten wir wieder über die Route abseilen. Als vielversprechend wurde uns die "Strada del Sole" empfohlen, die mit einer geschickten Routenwahl dem besten Fels der Wand folgt. Der Start erfolgt mitten im Pulk der Klettergartenrouten im Sektor "Weisser Riese". Am Einstieg standen schon zwei hübsche, freundliche Mädels aus dem Allgäu mit dem gleichen Ziel, die uns schliesslich sehr zuvorkommend den Vortritt liessen.
Bereits die erste Länge hält auf knapp 40 Metern eine Fülle an schönen Kletterzügen bereit. Als ich am Stand den Fotoapparat herausnestelte, um den nachsteigenden Nico zu verewigen, fiel mir doch tasächlich das "verreckti, vermaledeiti, huerä Teil" aus der Wand und landete genau auf dem Seilsack der Allgäuerinnen. Dank diesem "Crashpad" blieb zum Glück der Apparat funtionstüchtig, aber eben auch unten am Wandfuss im Rucksack. So sind in diesem Bericht leider nur wenige Bilder verankert, die Nico mit seinem Handy produzierte.
Im zweiten Teil stand bereits die Schlüssellänge auf der Agenda, die mit ein paar technisch anspruchsvollen Kombinationen zu meistern war. Im dritten Abschnitt folgten einer plattigen Stelle ein paar berrauschende Piazzüge. Der Fels war hier wirklich grosszügig gestaltet. Weiter oben nahm leider die Schönheit der Tour etwas ab, dafür blieben die nachsteigenden Mädels noch ein wenig im Blickfeld :-)
Auf Grund der etwas verzwickten Linienführung entschlossen wir uns nach erfolgreichem Durchstieg der sieben Seillängen für den Fussabstieg. Nur wenige 100 Meter auf dem horizontalen Ausstiegs-Weglein später, erblickten wir den letzten Stand einer MSL-Route im Sektor Sonnenblume und seilten kurz entschlossen über diese Route ab. Kein wirklich weiser Entschluss: Weiter unten floss das Schmelzwasser in Strömen über die Wand und bescherte uns nasse Seile, nasse Hosen und nasse Finken. Bei angenehmen Temperaturen trocknete das Zeugs aber schnell und wir tobten uns noch bis zur Erschöpfung im Klettergarten "Weisser Riese" aus.