Monte Garzo "Chiappe al vento"
Monte Garzo
"Chiappe al vento", 6c+Ae, 13 SL
Bei der letzjährigen Begehung der "Maggialore" am Monte Garzo sind uns links der Route neue, glänzende Bohrhaken aufgefallen. Da wir keine weitere Informationen beschaffen konnten, gingen wir halt selber recherchieren und nahmen zu dritt die Route in Angriff.
Am Einstieg, gleich links der Maggialore, steht "Chiappe al vento" angeschrieben, was auf gut deutsch "Arsch im Wind" bedeutet. Nach den plattigen ersten fünf Seillängen im 5c-Bereich wussten wir, woher der Routenname stammen könnte.
Die Linie führt direkt durch ein gewaltiges Dach und sieht ganz und gar nicht einladend aus. Der bröselige Fels und die Schmierschicht zu Beginn des Überhangs lassen uns dann ziemlich schnell zu den vorhandenen Haken greifen. Selbst in technischer Kletterei ist das Dach aber streng und unangenehm zu klettern. Luftig ist es auf jeden Fall!
Nach dieser erzwungenen Stelle befindet man sich in der Headwall, die mit sieben weiteren, steilen Längen überwunden wird. Leider wurde die Route an einigen Stellen etwas ungeschickt eingebohrt und die Linienwahl ist stümperhaft: So wird ein flechtenüberzogener Wulst völlig unlogisch direkt "erbohrt", obwohl wenig rechts davon eine gemässigte und strukturierte Platte vorhanden wäre.
Weiter oben führen Haken von einem völlig unlogisch platzierten Stand in eine flechtige, grifflose Platte hinaus, obwohl rechts davon ein kletterbarer Riss verläuft, an dessen Basis ein idealer Standplatz machbar wäre. Die überhängende Schlusswand wurde erneut mit Bohrhaken erzwungen und dürfte frei eine ganz harte Knacknuss sein.
"Chiappe al vento" ist mit Abstand die schlechteste Route am Monte Garzo. Die ersten fünf Seillängen sind noch einigermassen lohnend, ebenso die zwei Längen nach dem grossen Dach. Der Rest weist für Tessiner Verhältnisse sehr viele Flechten auf und der Fels ist auch nicht überall zuverlässig.
Richtig botanisch sind die letzten 20 Meter nach der steilen Schlusswand: eine moos- und flechtengespickte Kante mit miserabler Absicherung verlangt volle Konzentration. Apropos Absicherung: Man merkt sehr schnell, wo das Kletterniveau der Erstbegeher liegt. Unter 6a sind teils weite Abstände vorhanden, wird es schwerer, stecken die Silberlinge in einer Reihe...
Vielen Dank an Richi und Dani. Wir hatten trotz der zahlreichen Flüche erneut viel zu lachen. Spass hat es auf jeden Fall gemacht...