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Reduit

Reduit bei Erstfeld
Ein grosses Los Brennholz und ein neues Buchprojekt engten in den ersten drei Monaten des neuen Jahres meinen Spielraum für Outdoor-Klettern beängstigend ein. Allerdings erlaubte der doch langatmige Winter und die eher kühlen Temperaturen sowieseo nur selten ein Klettern fern von Neonlicht und Plastikgriffen.

Endlich war es nun soweit: echter Fels kam unter die Finger! Von Ruedi liess ich mich dazu überreden, meinen Einstand im sogenannten "Reduit" bei Erstfeld zu geben. Angesicht der geringen Auswahl an einfacheren Routen und der doch eher harten Bewertung, kamen mir zwar erste Zweifel. Aber was soll's? Ein paar Flugmeter zu Beginn der Saison konnten nichts schaden und der kurze Zustieg von knapp 5 Sekunden vom Auto bis zum Einstieg war ebenfalls verlockend.

Das Gebiet war bis vor ein paar Jahren militärische Speerzone. Als es endlich freigegeben wurde, leistete Jürgen Bissig (Spiri) wertvolle Arbeit mit Putzen, Putzen und nochmals Putzen, bis er schliesslich ein paar geniale Linien einbohren konnte. Die Wand besteht aus bestem, griffigen Erstfelder Gneis und ist senkrecht bis leicht überhängend. Die Routen sind bis 35 m lang und bewegen sich im Bereich 6a bis 8b. Im sechsten Franzosengrad hat es allerdings nur gerade 3 bis 4 Linien.Der Rest ist deutlich schwerer und fordert teils extreme Fingerkraft, aber auch exaktes Stehen.

Der Ort direkt neben dem Schwerverkehrszentrum ist zwar alles andere als heimelig, dafür ist es am Einstieg topfeben, sauber und trocken. Zum Einklettern wird wohl meistens "Poison Jvy", die einzige 6a benutzt. Nach wenigen Metern zweigt rechts eine Kréation von Ruedi Bunschi - eine feingriffige und lohnende Route im Grad 6b - ab, die dank einem nachträglich gebohrten Haken nun völlig gefahrlos zu klettern ist.

Gleich rechts davon verläuft "Fort Knox", gemäss Erstbegeher mit 7a taxiert. Sie fordert unten den Bizeps und oben gutes Trittgefühl und Fingerkraft. Eher gemässigter ist "HitchHiker", die einem markanten Risssystem folgt und mit 6b+ bewertet ist. Ebenfalls einem Riss folgt die die Route "Auf Achse" 7b/7b+, zuerst müssen aber ein paar knallharte Boulderzüge über eine Wandstufe gemeistert werden. Links und rechts davon warte weitere Linien bis 8b auf den Hardmover.

Das Reduit ist ein typisches Wintergebiet. Wenn die Sonne scheint, oder die Temperaturen beim Sichern sehr angenehm sind, verliert der Fels seinen ausgezeichneten Grip und schafft es noch spielender, die ambitionierten Kletterer abzuwerfen.
Besten Dank an Spiri für die grosse Arbeit. Ein Schulterklopfen auch für Ruedi: es war wieder mal ein gelungener Tag!