Läged Windgällen W-Gipfel
Läged Windgällen W-Gipfel
"Novämber Sunnä", 6b, 8 SL
"Basler-Route", 6a, 8 SL
Auffahrt war angesagt! Für uns hiess das ebenfalls eine Auffahrt bis zum Mettener Butzli mit anschliessendem Fussaufstieg unter die prächtige Kalkfluh des Läged Windgällen Westgipfel.
Vereinzelt lagen noch ein paar Schneefelder, die unser Gefährt auch zwei Haarnadelkurven unterhalb des Butzlis stoppten. Dies hatte aber nur einen marginalen Einfluss auf die Marschzeit. Gemütlich setzten wir Schritt für Schritt in die grünen Matten, aus denen der Bergfrühling langsam erwachte. Zum Schluss noch eine problemlose Querung über ein schneebedecktes Lawinental und schon standen wir am Einstieg der "Novämber Sunnä".
Schon von weitem hatten wir zwei weitere Kletterer erblickt. Beim Näherkommen waren es dann die üblichen Verdächtigen, die ebenfalls vom warmen, griffigen Kalkfels angelockt wurden, aber den weiteren Weg vom Klausenpass her wählten.
Schon bald stiegen Roli und Stefan in die gleiche Route ein. Gerne liessen wir ihnen den Vortritt, da sie offensichtlich schnell und sicher unterwegs waren.
Nun war die Reihe an Sabine, die nach zwei Wochen Kletterurlaub in Kalymnos immer noch voll motiviert fürs Klettern war. Schon in der ersten Länge wird man mit schönen Felsstrukturen belohnt und kurz vor dem Stand muss auch schon kräftig zugepackt werden. Ich stieg rasch nach und startete sogleich in die zweite Länge. Hier ist nicht der steile Aufschwung die vermeintliche Schlüsselstelle, sondern die anschliessende, seichte Verschneidung, die aber mit etwas Spreiztechnik wunderbar gelöst werden kann.
Die dritte Länge ist eher bescheiden, dafür lohnt sich die vierte Länge umso mehr. Griffige Piazschuppen und schön gestufter Fels machen enorm Spass beim Höhersteigen. Mit Abstand die besten zwei Längen folgen aber ganz am Schluss. Hier ist die Kletterei derart vielseitig, dass jeder Meter ein Hochgenuss ist. Gratulation den Erstbegehern für diese tolle und perfekt abgesicherte Route.
Mit ein paar Abseilmanövern über die "Basler-Route" standen Sabine und ich schon bald wieder am Einstieg, wo wir nach kurzer Beratung die Seile erneut in den Klettergurt knüpften. Nun folgten wir der "Basler-Route" im Aufstieg und kletterten teilweise synchron, damit wir zwei Längen zusammenfassen konnten. So erreichten wir, immer wieder einen vorsichtigen Blick auf die Wetterentwicklung werfend, schon bald wieder den letzten Standplatz.
Die Abseilfahrt war uns ja bekannt, trotzdem durften wir die losen Steine auf den Bändern nicht unterschätzen. Besonders die erste Abseilsequenz ist hervorragend prädestiniert für ungewollten Steinschlag. Da just unter uns zwei Seilschaften im Aufstieg waren, waren wir doppelt vorsichtig und liessen uns Zeit.
Wieder sicheren Boden unter den Füssen, packten wir unseren Plunder rasch zusammen und suchten ein steinschlagsicheres Plätzchen westllich der Wand. Da der obligate Latte Macchiato von Sabine so stark lockte, stiegen wir direkt zum Auto ab und liessen uns dort das köstliche Getränk bei grösster Zufriedenheit munden. Vielen Dank an Sabine für die genussreiche Kletterei und den wie immer perfekt zubereiteten Latte Macchiato.
Als wir Richtung Unterschächen fuhren, fielen bereits die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Knapp 24 Stunden später lagen 30 cm Schnee im Mettener Butzli. Verrückt, diese Wetterwechsel im Mai!