Gross Bielenhorn "Don Bernardo"
Gross Bielenhorn "Südwand" und "Don Bernardo" 6b+, 7 SL
Bei unserem letzten Besuch in der sehr freundlich bewarteten Sidelenhütte, erzählte uns der Lokalmatador Reto ein paar interessante Details über seine neue Route in der Gross Bielenhorn Südwand. Eigentlich handelt es sich um eine Sanierung und Verlängerung der alten Südwand, die 1968 von Hans Sonderegger und Kurt Sprecher erstbegangen wurde.
Der orangefarbene, absolut geniale Fels im unteren Wandteil erinnert stark an Chamonix. Die Kletterei wird dominiert von Rissen und Piazverschneidungen. Im oberen Teil stehen auch ein paar ungewöhnliche Knobs als Griffe und Tritte zur Verfügung.
Die Sanierung wurde mit viel Augenmass durchgeführt. Ein absolut sicherer Umgang mit Friends und ein gefestigtes Kletterniveau im Level 6b sind Voraussetzung für diese Tour.
Den Einstieg erreicht man via Sidelenhütte und die Untere Bielenlücke. Vorbei an den steineren "Kamelen" gelangt man über Bänder an den Fuss der markanten, orangefarbenen Südwand.
Der Einstieg ist mit Farbe markiert und liegt direkt unter einer auffälligen Rissreihe. Diesen Rissen folgt auch die Route "Südwand" während insgesamt vier sehr lohnenden Seillängen.
Die wenigen vorhandenen Bohrhaken sichern kurze Plattenpassagen und weisen auch den Weg durch dieses System von Schuppen und Rissen.
Im oberen Teil, der aus den drei neuen Seillängen der "Don Bernardo" besteht, wird es dann erstaunlich steil und kräftig. Respektvoll blickt man vom zweitletzten Stand hoch und sucht die besten Piazstellen an dieser gewaltigen Schuppe.
Die neue Route "Don Bernardo" wurde Bernhard Gisler, dem langjährigen, freundlichen Hüttenwart der Sidelenhütte gewidmet. Ein wirklich würdiges Geschenk!
Die letzte Seillänge sorgt noch einmal für Spannung, führt sie doch erstaunlich luftig entlang einer Kante zum pilzförmigen "Gipfel". Die etwas störenden Flechten werden mit jeder Begehung wohl weniger, zudem lassen sich zur Beruhigung ein paar zusätzliche Friends legen.
Das Abseilen über die Route erfolgt sehr rationell dank den gut eingerichteten Standplätzen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Reto und Luzia für die tolle Arbeit.
So kann man schon bald wieder auf dem Felsband am Wandfuss seine Bergstiefel schnüren und sich auf den Weg zur Sidelenhütte machen.
Der noch ziemlich präsente Schnee schwindet bei diesen Temperaturen rasch und macht dem Bergfrühling Platz.
Dass die Erstbegeherin Luzia nicht nur gut klettern kann, durften wir anschliessend auf der sonnigen Hüttenbank erfahren. Besten Dank für die gelungene musikalische Darbietung!