Fundstellen 2014
August 2014
Obwohl der Winter eigentlich sehr wenig Schnee gebracht hatte, verhinderte der schlechte Sommer eine zufriedenstellende Schneeschmelze. Immer wieder schneite es weit hinunter und sorgte für missliche Verhältnisse.
Wir liessen uns trotzdem nicht beirren und nahmen immer wieder den Aufstieg ins Biwak unter die Füsse. Zusätzliche Motivation verschaffte uns auch die Anwesenheit eines Filmteams, welches unsere Arbeit an den Klüften dokumentieren wollte.
Othmar und Georg Walker, die beiden erfahrenen Kameraleute, schienen ebenso Spass an der Sache zu haben. Da unsere Fundstellen noch teilweise unter dem Schnee lagen oder immer noch mit Eis gefüllt waren, konnten wir bei den ersten Dreharbeiten allerdings nur das Biwakleben und die verschiedenen Aufstiegssequenzen filmen.
Dafür gab es am Abend meistens genügend Gesprächsstoff und das gegenseitige Repertoire an Anekdoten schien unerschöpflich: Jägerlatein und Strahlermythos in Reinkultur!
September 2014
Endlich waren die stabilen Hochdrucklagen da. Etwas zu Gute vom Wettergott hatten wir auf jeden Fall. Die stark strapazierte Geduld während den verregneten Monaten Juli und August schien sich nun endlich auszubezahlen: Ein schöner Herbstatg folgte dem anderen.
So macht es doch deutlich mehr Spass am Berg zu sein. Auch die Klüfte waren nun definitiv ausgeapert und konnten daher viel genussvoller bearbeitet werden.Die eine Stelle am Gletscher hatte uns schon oft getäuscht und immer wieder ihr Ende vorgegaukelt.
Dabei war es stets nur Permafrost, der ein weiteres Vordringen in die Tiefe verhindert hatte. Mit stoischer Ruhe und etwas Warten, kamen wir immer wieder auf neue Funde, die im nun aufgetauten, klebrigen Lehm verborgen waren.
Natürlich waren auch Othmar und Georg, die zwei Kameramänner und Filmemacher, wieder mit von der Partie. Sie schätzten ebenfalls das schöne und stabile Herbstwetter und lobten die genialen Lichtverhältnisse.
Leider konnten nicht alle Teammitglieder im September noch Ferien beziehen. So kam es, dass ich oft alleine im Biwak oben war und die Einsamkeit geniessen durfte. In diesen stillen Momenten hat man sehr viel Zeit um sein Leben zu reflektieren und sich endlich zu ganz wichtigen Entscheidungen durchzuringen. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Entscheidung richtig oder falsch war...
Zusammen mit Kurt besuchten wir auch die alte Kluft am Winterstock, die unser Teammitglied Sepp im Herbst 2009 entdeckt hatte. Mittlerweile hat sich eine riesige Felsplatte über die Kluft geschoben und bietet perfekten Schutz vor neugierigen Blicken oder Steinschlag.
Wir zwängten uns noch einmal in die enge Kluft und versuchten weiter vorzudringen. Allerdings verengt sich die Höhle ziemlich rasch und sorgt für extrem mühsame Arbeitsbedingungen. Trotz diesen erschwerten Bedingungen konnten wir ein paar Spitzen und kleine Grüppli bergen. Der Tag war damit mehr als erfolgreich verlaufen. Der "süsse Honig" war aber an dieser Stelle wohl schon geerntet worden!
Viel zu schnell vergingen diese grossartigen Tage am Berg. Oft durften wir etwas einpacken und gut gepolstert im Rucksack nach Hause tragen.
Mitunter kam sogar die eine oder andere frische Kluft unter dem Eis hervor. Meistens waren sie aber noch mit Eis gefüllt und zum Bearbeiten noch nicht reif. Daher markierten wir die Stelle und werden sie wohl im kommenden Sommer bearbeiten.
Dank einem grossen Eisabbruch kam auch Neuland in Hülle und Fülle zum Vorschein. Allerdings war der Abbruch noch so "eisgeschwängert", dass ein länger dauernder Aufenthalt darunter der reine Wahnsinn gewesen wäre.
Mit leisem Wehmut verstauten wir Ende September das Werkzeug und bereiteten uns auf den langen Strahlerwinter vor.
Es sollte aber zum Glück noch lange nicht Feierabend sein!
Fortsetzung folgt....