Schöllenen "Yak"
Schöllenen "Yak" 6c+, 10 SL
Das abendliche Klettern in der Schöllenen entwickelte sich schliesslich zu einer nächtlichen Aktion. Kein Wunder, wenn man für die wohl längste Schöllenen-Route erst um 18.30 Uhr einsteigt. Allerdings kamen wir noch ohne Stirnlampen zurück zum Auto...
Dies erinnerte mich an vergangene Zeiten, als mein Bruder und ich als junge Lehrlinge fast jeden Abend in der Schöllenen am Klettern waren und meistens erst bei Einbruch der Nacht wieder am Einstieg standen. Dies ist jetzt schon 30 Jahre her, aber gewisse Dinge ändern sich halt nie!
Die Route "Yak" beginnt am tiefsten Punkt der Schöllenen Ostwände und folgt auf den ersten Längen einer markanten Rippe.
Obwohl links und rechts starke Vegetation wuchert, befindet man sich durchwegs in gutem Fels. Nach den ersten steilen und griffigen Seillängen wird es plattig und dementsprechend ändert sich auch der Charakter der Kletterei.
Immer wieder erfreute uns eine Blume am Wegrand, allerdings mussten wir angesichts der knappen Zeit vorwärts machen und durften mit botanischen Studien keine Zeit verlieren.
Die Orientierung in der Route ist einfach und immer wieder weisen die gut platzierten Bohrhaken den Weiterweg. Schöne Kletterstellen wechseln sich mit eintönigen Plattenpassagen ab. Insgesamt ist die Route aber durchwegs lohnend und abwechslungsreich.
Nach Überwindung eines steilen, grifflosen Felsriegels, der wohl nur künstlich geklettert werden kann, wird es wieder einfacher und strukturierter.
Die letzte Seillänge fordert noch einmal etwas Einsatz und endet nach einem Linksquergang unter einem grossen Dach.
Obwohl die Abseilerei sehr zügig und ohne Seilverhänger verlief, wurde es zunehmend dunkler. Nur noch schemenhaft war die Umgebung zu erkennen und auf der Schöllenenstrasse waren die Autos schon seit geraumer Zeit mit eingeblendetem Licht unterwegs...
Riesiges Glück hatten wir schliesslich am letzten Stand: Während Richi bereits am Stand erneut die Seile einfädelte, war ich noch in der zweitletzten Abseilfahrt unterwegs. In der zunehmenden Dunkelheit übersah ich eine lose, messerscharfe Felsplatte und trat aus Versehen mit dem Fuss dagegen. Das hässliche Knirschen der abgehenden Platte warnte meinen Freund und liess ihn rechtzeitig vor dem Aufprall in Deckung gehen. Das war wirklich verdammt knapp...