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Mittwaldfluh

Mittwaldfluh / 3 Erstbegehungen
"Dr Hälti-Beni", 7b, 7 SL
"Nemesis", 6c+, 5 SL
"Vicky", 7a+, 5 SL

Nach ein paar intensiven Vorarbeiten, verbunden mit unzähligen Schweisstropfen, brennenden Fusssohlen und staubtrockenen Kehlen, fand ein langgehegtes Projekt einen vorläufigen und erfolgreichen Abschluss: die Erschliessung der Mittwaldfluh im vorderen Voralptal mit insgesamt drei neuen Routen.

Als ich noch Hüttenwart der Voralphütte war und daher des öfteren unter der Mittwaldfluh durchwanderte, blieben meine Blicke stets in dieser steilen und abweisenden Wand hängen. Voller Hoffnung suchte ich nach kletterbaren, lohnenden Linien - und verwarf stets wieder die verwegene Idee...

Vor vier Jahren schliesslich unternahmen Richi und ich einen ersten Erkundungsausflug direkt vor Ort. Die vermutete Ideallinie entpuppte sich dann aber als Flop: Zu viel Vegetation und stumpfe, grasgefüllte Risse schreckten uns schon am Wandfuss ab.

Richi liess aber nicht locker und querte waghalsig und seilfrei auf einem abschüssigen Grasband weiter in die Wand hinaus. Als er freudenstrahlend zurückkam und von herrlichen Feslstrukturen schwärmte, war mein Frust wie weggeblasen. Rasch folgte ich ihm über die Grasschrofen und -bänder und wollte selber einen Augenschein nehmen.

Tatsächlich! Der von Richi entdeckte Fels entpuppte sich als untypisch stark strukturierter Granit, der wie geschaffen zum Klettern schien. Schon bald nahm ich, bewaffnet mit der Bohrmaschine am Rücken, diese ersten genialen Meter in Angriff.

Immer wieder erlaubte eine kleine Leiste oder ein schwach ausgeprägter Tritt das Setzen einer Bohrhakenlasche aus der Kletterstellung heraus. In der zweiten Länge präsentierte sich der Fels noch eine Spur besser und war in Wirklichkeit auch so genial zu klettern. In der dritten Länge zögerten wir kurz wegen der Linienwahl, trafen aber schlussendlich mit einem kniffligen Rechtsquergang den richtigen Entscheid.

In der vierten Seillänge war es dann vorbei mit der Akku-Kapazität, was uns dann auch zum Rückzug zwang. Ein erster, vielversprechender Anfang war aber gemacht...

Beim zweiten Versuch war wieder mal mein Bruder Kurt mit von der Partie. An diesem Tag vollendeten wir den oberen Teil der "Vicky" und erkundeten während der Abseilfahrt das Gelände nach weiteren möglichen Linien.

Der dritte Versuch - es war ein wunderschöner, aber auch sehr warmer Tag - galt der neuen Linie im linken Teil der Wand. Zusammen mit Richi konnte ich die sechs Seillängen von "Dr Hälti-Beni" fertig bohren. An diesem Tag mussten wir aber schwer leiden: es war heiss, die Füsse schmerzten extrem und der Durst liess uns fast verzweifeln. Kein Wunder, waren wir doch 8 Stunden bei brütender Hitze in der Wand am Werken gewesen.

Zu guter Letzt konnten wir nun diesen Frühling die Route "Nemesis" fertig stellen. In einem weiteren Arbeitseinsatz pickelte ich beim Einstieg ein geräumiges Podest in den steilen Grashang und erstellte zugleich mit der Harke einen bescheidenen Zugangsweg, der an kritischen Stellen mit einem Fixseil gesichert ist.

Alle drei Routen sind mit Inoxmaterial gut ausgerüstet. In der ersten Länge von "Dr Hälti-Beni" schlugen wir nach der Erstbegehung, die von unten erfolgte, drei zusätzliche Bohrhaken, da uns die Runouts bei der Wiederholung etwas gar grob erschienen. Ein paar kleine und mittlere Friends für die Route "Dr Hälti-Beni" sind von Vorteil, die anderen zwei Routen sind komplett ausgerüstet.
Die Route "Dr Hälti-Beni" ist dem ehemaligen, legendären Älpler der Voralp gewidmet, der leider im Sommer 2013 viel zu früh verstarb. Es soll ein bleibendes Andenken an einen unvergesslichen und lieben Menschen sein.

Der Zustieg erfolgt in einer Stunde auf dem Hüttenweg zur Voralphütte. Nach dem Stafel Mittwald überquert man die Rüfe und steigt dann direkt zur Mittwaldfluh und den Einstiegen hoch, die man von rechts her über ein Grasband erreicht (Fixseile und Wegspuren). Siehe auch das Foto vom Zustieg. Vom Einstieg kann man auch 35 Meter zurück auf das untere Grasband abseilen (Standplatz 10 m rechts der Einstiege).

Die Schwierigkeitsangaben sind Vorschläge und werden eventuell noch angepasst. Der obligatorisch zu beherrschende Schwierigkeitsgrad liegt bei 6b ev. auch 6c.
Abseilen kann man über alle Routen, wobei bei "Dr Hälti-Beni" die Abseilerei eher mühsam ist, da man immer nach rechts halten muss. Hier werden wir sicher noch eine direkte Abseilpiste bis zum unteren Grasband einrichten. Bei "Vicky" seilt man mit Vorteil über "Nemesis" ab.
Es sind noch weitere Linien geplant, aber dabei brauchen wir nicht unbedingt Hilfe von "Mitbohrern" und "Rosinenpickern"...