Brontallo
Klettergarten Brontallo, 6a - 7c+
Etwas versteckt im hinteren Maggiatal liegt Brontallo. Wer von Bignasco in Richtung Lavizzaratal fährt, erblickt voll Faszination dieses kleine, direkt am Taleingang auf halber Höhe am Berghang klebende Dorf. Doch auch die Ankunft in Brontallo selbst auf 716 m ü. M. bietet eine Reihe von Entdeckungen mit einem ganz eigenen Zauber. Besonders ins Auge stechen all die gleich aussehenden Ställe, die dem Tal zugekehrt sind und auf demselben Abhang liegen. Darüber setzen schier endlosen Terrassenhänge an, durch die man auch die senkrechten Felswände über dem Dorf erwandert.
Wir waren früh im Urnerland gestartet und gelangten über die letzten engen Kehren zum Dorfparkplatz, der noch im tiefen Schatten lag. So blieb genügend Zeit für einen Cappuccino in der gemütlichen Dorfbeiz, wo im Kamin dicke Kastanienscheite knisternde Wärme versprühten. Just mit der strahlenden Sonne erreichten wir nach der Kaffepause den imponierenden Wandfuss des Sektors "El Cat". Hinter uns lag ein steiler Anstieg durch die gemauerten Terrassen, der uns schliesslich entlang der zahlreich montierten Fixseile auf dieses geräumige Felsband führte. Da sich hier bereits mehrere Seilschaften tummelten, suchten wir uns ein bequemes Depot für die Rucksäcke.
Das Angebot an gemässigten Routen für ein entspanntes Einklettern ist eher dünn gesät. Unter 6b ist fast nichts vorhanden und diese Linien waren natürlich alle schon besetzt. So starteten wir gezwungermassen einen Level höher als gewohnt, was aber erstaunlicherweise für uns "alten Knacker" gar nicht übel funktionierte. Die extrem stark strukturierten Routen, die in einer annähernd senkrechten Wand hochziehen, sind eher technische Herausforderungen. Die athletische Komponente oder rohe Kraft spielt dabei eher eine zweitrangige Rolle.
Mit jeder neuen Linie fühlten wir uns zunehmend wohler und gewöhnten uns rasch an die Fummelei mit den feinen Gneisleisten. Obwohl doch zahlreiche Seilschaften an diesem herrlichen Samstag in Brontallo ihre Präsenz markierten, konnte man problemlso seine gewünschte Route anpeilen. Das Angebot im Sektor "El Cat" mit über 20 Routen ist sehr vielfältig und erlaubt bei mittlerem Andrang ein solches Ausweichen. Fast alle Linien sind zweigeteilt, d.h. nach ungefähr 20 Meter Kletterei folgt ein erster Umlenker. Wer hier weitersteigt, muss meistens einen gehörigen Zacken zulegen und klettert bis zum nächsten Umlenker volle 40 Meter in bestem Fels.
Im Verlauf des Nachmittags waren unsere Reserven langsam aufgebraucht und wir machten uns auf den etwas heiklen Abstieg entlang der Fixseile. Glücklich und zufrieden im Dorfkern von Brontallo angelangt, schweifte unser Blick nochmals zur goldfarbenen Wand hoch, die uns ein paar intensive Kletterstunden geschenkt hatte. Vielen Dank an Beat für den genussvollen Klettertag unter der warmen Tessiner Sonne.