Manure Pile Buttress
Manure Pile Buttres, Yosemite Valley
"After Six" 5.7, 6 SL
"Nutcracker" 5.9, 5 SL
Da waren wir nun also im lang ersehnten Valley angekommen und fanden nirgends einen legalen Platz zum Campieren. Illegal nächtigen, d.h. irgendwo im Wald schlafen, schien in Anbetracht unseres Wohnmobils und bei dem herrschenden Regime der Ranger keine Option. Unseren momentanen Frust wollten wir mit ein paar Gehversuchen im vielgerühmten Yosemite-Granit lindern. Der gut zugängliche, aber dementsprechend auch stark frequentierte Manure Pile Buttres (was frei übersetzt ein Haufen Pferdescheisse bedeutet) bot da ein ideales Ziel. Zwei Minuten ebener Zustieg und die Aussicht auf ein paar gemässigte Routen mit bis zu bis 6 Seillängen, hoben unsere Stimmung deutlich.
Bereits in der Einstiegsverschneidung der "After Six" - mit 5.7 ja wirklich eine "harmlose" Sache - merkten wir, dass die amerikanische Schwierigkeitsbewertung "ganz minim" von der europäischen Skala abweicht. Da hatten wir doch bis anhin schon einfachere 4c-Stellen geklettert. In den folgenden Längen, wo eher Wandkletterei dominierte, schien uns die Bewertung passender.
Die anschliessende Begehung des "Nutcracker", in der wir wegen Andrangs in der Originalroute, eine Einstiegsvariante wählten, forderte bereits ein erstes, beherztes Zugreifen. Was uns die Bemerkung "thin fingers and delicate high step on polished rock" im Topo vermitteln wollte, wurde in der Realität rasch geklärt: "Polished" stand ganz einfach für arschglatt!
Weiter oben waren wir aber begeistert von der vielseitigen Kletterei. Risse in diversen Grössen, Verschneidungen, Piazstellen und immer wieder ein paar schöne Plattenstellen sind die Zutaten, die "Nutcracker" zum Megaklassiker des Yosemite Valley machen. In den fünf Seillängen steckt zudem kein einziger Haken. Selbst die Standplätze müssen mit Keilen und Friends eingerichtet werden. Ein wirklich guter Start ins Trad-Climbing und ein einigermassen gelungener erster Klettertag.