Pilastro Corsini
Pilastro Corsini "Pacha Mama", 6a+, 14 SL
Fährt man von Domodossola ins Valle Antigorio, erblickt man bei Pontemaglio einen markanten Pfeiler, der mit einem Hochspannungsmast verziert ist. Über diesen Pfeiler führt die Route "Pacha Mama" in 14 Seillängen zum unscheinbaren Gipfel. Nach zu Beginn erfolgloser Suche entdeckten wir doch noch den arg verwilderten Einstieg. Das sah aber nun wenig verlockend aus... Nun, ich machte mich trotzdem auf den Weg und war erstaunt, wie man sich täuschen kann. Der Fels war wider Erwarten sauber und gut strukturiert.
Weiter oben fluchte ich zwar bereits das erste Mal an diesem Tag. Eine Überführungslänge durch Dornengestrüpp dämpfte die Stimmung massiv. Zudem sah der Weiterweg erneut sehr botanisch aus. In der Folge war es weniger schlimm als befürchtet, aber man musste trotzdem konzentriert bei der Sache sein, um nicht auf den Flechten oder den Grasbüscheln eine Rutschpartie zu veranstalten. Beim Masten in der Mitte der Route wollten wir eigentlich schon umkehren und den Notaustieg benutzen. Wir gaben der Route aber noch eine zweite Chance und stiegen in den oberen Teil ein.
Nun war die Felsqualität deutlich besser. Die Schlüssellänge, eine seichte Verschneidung mit einem schmalen Riss, konnte uns sogar begeistern. Weiter oben folgten athletische Piazschuppen, die teilweise selber abgesichert werden mussten. Es begann definitiv Spass zu machen! Schon bald aber war dieser steile Wandteil passé und der Schlussteil führte wieder über Platten mit kurzen Steilaufschwüngen.
Eine etwas spezielle Linienführung brachte mich nochmals kurz auf den Holzweg, dann aber war der höchste Punkt der Route erreicht. Wir genossen die Sonnenstrahlen und den Tiefblick ins enge Valle Antigorio, machten uns aber schon bald auf den Fussabstieg. Und bei diesem Abstieg wurden wir noch einmal richtig malträtiert: Mannshohes Farnkraut, durchmischt mit Dornengestrüpp, sorgte für Stimmung! Die angeblichen Farbmarkierungen waren am Boden unmöglich zu finden. So verliessen wir uns auf den Instinkt und folgten der logischen Geländeformation.
Plötzlich aber standen wir auf einem Felsbuckel, wo weit und breit kein logischer Weiterweg ersichtlich war. Ich versuchte es nach links und kämpfte mich durch dichte Farnwälder. Besser erging es Benedikt, der mit einer Rechtsquerung die Fortsetzung unserer Odysse fand. Endlich, endlich waren nun Wegspuren erkennbar, aber noch immer lauerten spitze Dornen! Nach zwei Stunden standen wir völlig zerkratzt wieder beim Parkplatz und steckten den Kopf ins kühle Wasser des nahen Baches. Wiederholern empfehle ich eine Begehung im Frühjahr oder Spätherbst. Im Sommer ist der Abstieg einfach zu verwildert. Spass hat es trotzdem gemacht, allerdings hatten wir mehr von dieser Route erwartet...