Cheselenfluh "Pulsar"
Cheselenfluh "Pulsar", 7a, 10 SL
Besonders im Frühling oder noch besser im Herbst findet man im Melchtal lohnende Routen, die einen Klettertag mit viel Spass und Freude füllen. Bekannt dafür sind das Gebiet Ofen oder - etwas näher gelegen - die Cheselenfluh.
Wenn man bereit ist, die Fr. 16.- als Strassenmaut zu bezahlen, kann man mit einem relativ kurzen und angenehmen Zustieg rechnen. Allerdings bedingt das Verkehrsregime eine gewisse Zeitplanung, da mann nur während den geraden Stunden (8, 10, 12 Uhr) hochfahren kann und während den ungeraden Stunden wieder talwärts.
Unser Ziel war diesmal ganz links an der Cheselenfluh zu finden: "Pulsar" überwindet in 10 Seillängen die markante Wand, die von fern betrachtet, wenig einladend zum Klettern wirkt. Dank einer ausgeklügelten Linienführung wurde aber der beste Fels in die Route einbezogen, was allerdings auch einige Quergänge zur Folge hat.
Der nur noch verwittert angeschriebene Einstieg ist sehr gut zu finden, liegt er doch wenige Meter rechts vom höchsten Punkt der mühsamen Zustiegs-Schutthalde. Auf dem Anmarsch wagten wir uns noch über die fragile Schneebrücke im Lawinentobel, die dann beim Rückweg wenige Stunden später bereits eingestürzt war. So schnell kann das gehen!
Um 9.30 Uhr nahm ich die erste, noch etwas krautige Länge in Angriff. Sie misst volle 50 Meter, was sich schlussendlich beim Quergang links rüber zum Stand mit Seilzug deutlich manifestierte. Beat folgte zügig und nahm gleich die nächste, doch etwas steilere Länge in Angriff. Nach ein paar henkeligen Zügen über eine Wandstufe, folgte schon bald der nächste Quergang nach links. Bei der anschliessenden Rechtsquerung kämpfte auch er in der Folge mit Seilzug.
Die dritte Länge präsentierte uns einen erstaunlich griffigen Riss, dem ein feiner Plattenquergang folgte. In Sequenz 4 durfte Beat dann wieder queren und queren und queren. So schlecht war diese Länge aber nicht, wie wir im Vorfeld da und dort gelesen hatten. Die fünfte Länge führt über schön strukturierte Platten, gespickt mit ein paar Aufschwüngen, und endet direkt unter der imposanten Headwall.
Nun ging's los mit dem zweiten Teil der Route. Die ersten fünf Längen waren noch recht gemütlich gewesen. Jetzt aber folgten gemäss Topo die zwei Schlüssellängen, beide mit 7a bewertet. Beat übernahm am scharfen Seilende die erste Aufgabe. Sie entpuppte sich als geniale und andauernde Leistenkletterei, die bis zum Stand Einsatz und Durchhaltewillen verlangte. Das kleine Dach kurz vor Ende fungierte als Schlusstest unserer Ausdauer.
Die nächste Länge war dann eher technisch schwierig. Die runden Sloper forderten aber auch hier noch ihren Tribut. In der achten Länge war es erneut ein Quergang mit anschliessender Dachüberwindung, der wieder ein ansteigender Quergang folgte. Diese Länge war gar nicht mal so einfach zu lesen, konnte aber mit guter Fussarbeit kräfteschonend gemeistert werden. Da wir nun nach links gequert waren, musste ich in der neunten Länge wieder nach rechts rüber und erneut ein Dach überwinden.
Nun durfte Beat in der 10. und letzten Länge die "Schlitz-Parade" in vollen Zügen geniessen. Diese Länge war wirklich berrauschend zu klettern. Ein Querschlitz nach dem anderen mit stets guten Griffen sorgte für Begeisterung. Wir überlegten kurz, ob wir diese Länge nochmals klettern sollen, entschiesen uns aber nach erfolgreichem Durchstieg für die Abseilfahrt. Diese ist, bedingt durch die vielen Dächer, recht luftig, aber perfekt eingerichtet. So standen wir kurz vor 14 Uhr wieder am Wandfuss und gönnten uns den verdienten Schnupf. Besten Dank an Beat für den genialen Klettertag. Zusamen mit Dir läuft es doch immer gut.
"Pulsar" ist wirklich zu empfehlen und offeriert auch eine perfekte Absicherung. Die 10 Seillängen (5b, 6b, 6c, 6a, 6a, 7a, 7a, 6c+, 6b, 6b+) bieten immer wieder schöne Kletterstellen. Besonders die zweite Hälfte der Wand ist beeindruckend steil. Die Quergänge stören nicht wirklich und sind wohl der Garant, dass man dafür meist in gutem Fels unterwegs ist. Besten Dank an die Erschliesser, die wohl das Maximum aus dieser unterschiedlich zusammen gesetzten Wand heraus geholt haben.