Klein Mythen "Paul Westkante"
Klein Mythen Sockelwand "Paul Westkante", 7a+, 8 SL
Die zwei markanten Felstürme "Peter und Paul", bei denen es sich gemäss einer Sage um versteinerte Brüder handeln soll, sind vom Schwyzer Talboden aus gut sichtbar und gehören zum Massiv des Klein Mythen. Die darunter liegende Sockelwand beherbergt ein paar mehr oder weniger lohnende MSL-Routen. Ein Besuch dieser Gegend war schon lange auf meiner Wunschliste und mit dem unverwüstlichen Beat war auch schnell ein idealer Seilpartner für dieses Vorhaben gefunden.
Ein sonniger und milder Sonntag im März liess uns schliesslich zur Tat schreiten. Die Zufahrt vom Hauptort Schwyz durch die Quartiere Obdorf, Loo und Dietental brachte uns in vielen Kehren zum Ausgangspunkt Ober Rätigs, wo ein unscheinbarer Weg südwärts beginnt und über Güntrigs zur Sockelwand von "Peter und Paul" führt. Rote Markierungen auf dem letzten Wegabschnitt erleichtern dabei die Orientierung.
Als wir den Einstieg zur "Paul Westkante" erreichten, standen da bereits zwei junge Kletterer, von denen sich der eine zweifelsfrei als mein ehemaliger Hüttengehilfe auf der Voralphütte identifizieren liess. Welch freudige Überraschung! Wir gewährten den beiden gerne den Vortritt und durften schon bald ihren sicheren und zügigen Kletterbewegungen zuschauen. Leider versteckte sich die Sonne noch immer hinter dem Gross Mythen und konnte den kalten Fels noch nicht erwärmen.
Die ersten beiden Seillängen sind etwas botanisch angehaucht und der Mythenfels ist in den kompakteren Zonen doch eher strukturarm. So entpuppte sich der Start doch etwas anspruchsvoller als erwartet - die schmutzigen und nassen Kletterfinken vom kleinen Einstiegsschneefeld sorgten auch nicht für grenzenloses Selbstvertrauen. Schon bald aber stellte sich der gewohnte Kletterfluss ein.
In der dritten Seillänge waren all meine Sinne definitiv wach. Eine eher glatte und schwierig zu lesende Schlüsselstelle über eine stumpfe Kante verlangte guten Spürsinn und saubere Stehtechnik. Die anschliessende seichte Verschneidung benötigte ebenfalls volle Konzentration und ein paar kräftige Schulterzüge. Nun waren meine Finger erstmals an diesem Morgen auch gut durchblutet und damit schön warm.
Die folgenden drei Längen bis unter den markanten Gipfelturm zeigten sich dann wieder eher durchwachsen. Das reichlich vorhandene und etwas zurückgestutzt Gehölz lieferte dabei viele Griff- und Trittoptionen. Noch immer waren wir im Schatten unterwegs und der eine oder andere Schritt durch Altschneereste gehörte ebenfalls zum Repertoire.
Nun standen wir also unter dem Gipfelturm, dessen steile Kante verlockend von der Frühlingssonne verwöhnt wurde. Die Bohrhakenleiter in dieser Seillänge wurde für eine technische Begehung konzipiert, was eine freie Begehung deutlich erschwert. So liegen die Silberlinge alle auf der linken Seite der Kante, bei einer freien Begehung bewegt man sich im Bereich der Schlüsselstelle aber vorwiegend eher rechts der Kante. Am luftigen und exponierten Stand unter dem Gipfelkopf konnte ich mir erstmals an diesem Tag die Sonne auf den Pelz brennen lassen - welch ein Genuss!
Vom Gipfelturm seilten wir uns rasch auf die Nordseite ab und stapften durch den Schnee ein paar wenige Schritte zur Abseilpiste über die Sockelwand, welche in drei Manöven rasch bewältigt war. Nun schien auch am Einstieg unten die Sonne. Zeit für eine Stärkung, bevor wir mit der "Dreamliner" die zweite Route an diesem Tag in Angriff nahmen.