Melchtal Stepfen
Melchtal / Sektor Stepfen
"Bug der Poseidon", 7b (6c,A0), 9 SL
Das Melchtal bietet eine schöne und vielseitige Auswahl an alpinen Sportklettereien, die in der Regel perfekt abgesichert sind und durch griffigen und bombenfesten Kalk führen. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang das Gebiet "Ofen" oder der Sektor "Chaltbach" an der Cheselenfluh mit dem Ultraklassiker "Dr blau Chäfer".
Etwas tiefer gelegen liegt die steile Mauer des Sektors "Stepfen". Auch hier fanden einheimische Kletterer gangbare Linien und eröffneten nebst zahlreichen Klettergartenrouten auch ein paar Mehrseillängentouren.
Die markante geologische Verwerfung, wo die gewöhnlich horizontal verlaufende Schichtung abknickt und fast 200 Meter vertikal abfällt, bildet das Spielgelände für die Route "Bug der Poseidon". Der vertikale Gesteinsaufbau bildet einen unübersehbaren Pfeiler - den sogenannten Bug - auf dessen scharfer Kante die Route verläuft.
Die senkrechte Schichtung sorgt ab der 3. Seillänge für granittypische Kletterzüge entlang von Rissen und Verschneidungen. In der ersten und zugleich schönsten Seillänge wird man dagegen mit der beliebten und begehrten Melchtal-Querschlitz-Kletterei konfrontiert.
Diese wundervollen Klettermeter sind leider nicht von durchgehender Konstanz. Die Kletterei auf dem eigentlichen Bug (Länge 3, 4 und 5) ist zwar sehr speziell und landschaftlich eindrucksvoll. Zahlreiche Graspolster und sonstige Vegetation trüben hier allerdings den Klettergenuss. Die Route wurde zwar mit grossem Arbeitseinsatz geputzt und ist zudem auch hervorragend ausgerüstet, dennoch fehlen ihr wirklich schöne Kletterstellen.
Auch die Fortsetzung in der Headwall konnte uns nicht restlos überzeugen. Das zwischen Bug und Headwall liegende Grasband mit seinen Erlenstauden ist zwar störend, aber kann problemlos überwunden werden. Der Kletterfluss wird aber immer wieder durch ein Graspolster oder ein schuttbehaftetes Band gestört.
Es gibt bessere Routen im Melchtal als der "Bug der Poseidon", trotzdem genossen wir die Kletterei entlang der aussergewöhnlichen Strukturen und Felsformationen. Nach vierstündiger Kletterei inklusive problemloser Abseilfahrt, standen wir wieder am Wandfuss und schnürten die Wanderschuhe für den kurzen Abstieg zur Stöckalp.
Der Sektor Stepfen sollte vom 1. Dez. bis 15. Juni zum Schutz der dort ansässigen Wildtiere nicht beklettert werden. In der übrigen Zeit wird in diesem Wandteil wohl kaum die Hölle los sein, konzentriert sich das eigentliche Klettergeschehen wohl eher auf die höher gelegene Cheselenfluh. Einen Besuch ist die Wand trotzdem wert.
Den Einstieg erreicht man von der Stöckalp zu Fuss in knapp 30 Minuten. Anfänglich entlang dem breiten Wanderweg, quert man rechtshaltend zur Bergstation des Skilifts und gelangt über den blau markierten, schwach ausgeprägten Pfad an den Wandfuss. Hier sind die Routen vorbildlich mit gravierten Metalltafeln gekennzeichnet.
Der "Bug der Poseidon" verfügt allerdings über keine Tafel, ist aber mit einem Farbtupfer markiert. Den vorhandenen acht Seillängen (6c, 5c,6b,6b,6a,6b+,5c,7b(6c,A0) wird voraussichtlich noch eine Schlussseillänge angefügt. Dieses Projekt sollte im Sommer 2015 abgeschlossen werden.
Besten Dank den Erstbegehern für den grossen Arbeitseinsatz und die perfekt Absicherung.
Vielen Dank natürlich auch an meinen Kletterkollegen Beat. Es hat endlich wieder einmal geklappt und Spass macht es ja immer, wenn wir zusammen unterwegs sind.