Impressum Sitemap

Tschuggen

Klettergarten Tschuggen, 5c - 7c
Wettermässig ist dieser Sommer nun wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Während ich diesen Bericht schreibe, regnet es wieder einmal sintflutartig vom Himmel. Bedingt durch die instabile Grosswetterlage, die ausgedehnte Ausflüge ins Hochgebirge erschwert, landeten wir halt wieder einmal in einem Klettergarten ganz in der Nähe vom Brünigpass.

Da dieser Kletterspot bereits schon in Kletterführern veröffentlicht wurde, erlaube ich mir diesmal eine genauere Beschreibung: Parkiert wird beim grossen, talseitigen Platz mit Notrufsäule, der ca. 1 km unterhalb der Verzweigung Brünig / Meiringen auf der Berner Seite der Brünigpassstrasse liegt. Hinter dem bergseitigen Schutzwall wandert man auf dem Forstweg ca. 200 Meter in Richtung Brünig und fädelt bei einem kleinen Steinmandli in die unscheinbaren Wildwechsel ein, die steil durch den Wald hochführen. Gutes Schuhwerk ist sicher kein Nachteil, besonders beim Abstieg. Unter den Felsen, bei einer von Windwurf gefällten Tanne, erkennt man ein gut getarntes Fixseil, welches über die letzten steilen Meter zu den Einstiegen hochhelfen.

Der Platz am Wandfuss ist keineswegs kindertauglich, gewährt aber doch genügend ebene Flächen, um sich gemütlich für die Kletterei vorzubereiten. Da nur etwas mehr als eine Handvoll Routen existieren, verträgt es in diesem Klettergarten wohl kaum mehr als zwei Seilschaften. An diesem milden Sommerabend waren wir glücklicherweise alleine vor Ort und konnten frei aus dem Routenangebot wählen Charakteristisch für dieses Gebiet ist die horizontale Zweiteilung bezüglich Anspruch ans Kletterkönnen.

Durchwegs bei allen Routen liegen die ersten 20 Meter Genusskletterei bis zum Zwischenstand im Bereich von max. 6b+, im oberen Teil (extended) folgen dann überhängende, teils sehr athletische Turnereien, die viel Maximalkraft verlangen (bis 7c). Hängt man beide Teile zusammen, ist ein 80 Meter langes Seil Bedingung. Im linken Wandteil kann durch eine geschickte Kombination von zwei dieser anspruchsvollen Erweiterungen eine sehr lohnende, etwas gängigere Kombination abgeluchst werden (Zebraschmuck 6c+).

Sabine, meine Begleiterin an diesem Kletterabend, kannte das Gebiet bereits und liess mir grosszügig den Vortritt. Wir begannen ganz rechts mit den ersten Aufwärmrouten und erfreuten uns an den vielseitigen Strukturen. Interessant ist, dass sehr viele Piazzüge an vertikalen Felsschlitzen weiterhelfen. Der eine oder andere Aufschwung muss aber auch in eher technisch-kniffliger Manier an kleinen "Scherben" gelöst werden. Die Absicherung ist sehr fair gebohrt und alle Umlenker sind mit Karabinern ausgestattet. An dieser Stelle besten Dank an das Erschliesserteam.

Im zentralen Wandteil finden sich auch lässige Tropflöcher, die messerscharf an der Fingerhaut nagen. Im oberen, sehr steilen Teil sind es dann oft versteckte Querleisten, die über die überhängende Bäuche helfen. Wir kletterten mit zunehmend guter Laune, bis die Dämmerung zum Aufbruch mahnte. Ein Abstieg durch den steilen Wald bei bereits fortgeschrittener Verdunklung sollte man wohl besser vermeiden. Leider war dann am Brünigpass kein Bier mehr erhältlich, dafür beseitigte der Zwischenstopp am Lungernsee den Durst auf vorzügliche Art und Weise. Besten Dank an Sabine für den genussvollen Kletterabend und die perfekte dynamische Sicherung bei meinen Abflügen. Gerne wieder ein anderes Mal.