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Hochflue "Plattentanz"

Hochflue "Plattentanz", 7b+, 5 SL
Im Jahr 1985 begannen Alex Arnold und Dani Furrer mit der Eröffnung einer neuen Route über den markanten, hoch über dem Weiler Gurtnellen gelegenen Plattenpanzer der Hochflue. Die imposante Steilheit liess die beiden zwar an einer möglichen Begehung zweifeln, trotzdem richteten sie mit viel Mut und Zuversicht die ersten paar Meter ein.

Dank zahlreichen versteckten Querschlitzen war eine freie Kletterei in den beiden ersten Seillängen überraschenderweise möglich. In der ersten Länge schlugen sie bloss zwei Bohrhaken und überwanden den luftigen Quergang zum Stand nach ein paar zögerlichen Versuchen ohne Bohrhaken. Nach der 2007 erfolgten Sanierung stecken zur allgemeinen Beruhigung an dieser Stelle nun zwei solide Bohrhaken.

Weiter oben, in der steilen dritten Seillänge, wartete schliesslich die glatte Schlüsselstelle auf die unerschrockenen Erstbegeher, die im ersten Anlauf allerdings nur hakentechnisch geklettert werden konnte. Bis auf 2 p.a.-Stellen wurde die Route bei der Zweitbegehung schliesslich befreit und bescherte mit ihren weiten Hakenabständen auch den potentiellen Wiederholern genügend Nervenkitzel. Nach zwei schweren Unfällen - einer davon endete mit einem Beckenbruch - hatte die Route ihren gefährlichen Nimbus vollends etabliert.

Mit den knapp 50 neuen Bohrhaken kann man aber heute wieder ohne Todesangst in die Route einsteigen. Was bis heute immer noch fehlte, war eine komplette Rotpunktbegehung der gesamten Route. Der Zufall wollte es, dass am 25. April 2013 gleich zwei Teams mit diesem Ziel unterwegs waren. Um es vorweg zu nehmen: Ein sauberer Durchstieg in einem Zug fehlt noch immer, aber Ruedi Bunschi gelang es nach zahlreichen Abflügen, wenigstens alle Stellen frei zu klettern.

Mir selber fehlte wenig, obwohl die Bedingungen am Abend besser, sprich, kühler waren. Der glatte und an dieser Stelle doch ordentlich steile Fels fordert ein paar harte Boulderzüge und extrem präzises Stehen auf Reibung. Fehler verzeiht diese Crux jedenfalls keine! Die Griffe sind kaum sichtbar und schwer zu fixieren. Hut ab, wenn jemand diese Stelle im Onsight-Modus sauber durchzieht. Schon der untere Teil der dritten Länge hat ein paar Knacknüsse. So richtig los gehts aber erst kurz vor dem Stand.

Ruedi und ich einigten uns auf 7b/7b+ als Bewertungsvorschlag. Im Vergleich dazu ist zum Beispiel die 7a-Stelle an der Sandkante der Sandbalmfluh ein Spaziergang.
Gemeinsam mit Richi und Sabine habe ich diese abendliche Kletterei trotzdem in vollen Zügen genossen. Vielen Dank an euch zwei. Gratulation an Ruedi und an die Erstbegeher und Sanierer dieser tollen Route. Ein Besuch lohnt sich.

Den Einstieg erreicht man vom Rest. Bergheim in Gurtnellen-Dorf über den Wanderweg nach Gorneren. Nach etwa 20 Minuten Fussmarsch erreicht man den mit oranger Schriftfarbe bemalten, hölzernen Wegweiser "Klettern". In wenigen Minuten steht man bereits schon unter der markanten Wand. Die 5 Seillängen (6a+, 6a, 7b+ (oder 6c+mit 2p.a.), 5c, 6b) bieten - anders als der Name "Plattentanz" vermuten lässt - steile und abwechslungsreiche Leisten- und Kantenkletterei. Der obligatorische Schwierigkeitsgrad liegt etwa bei 6a. Abseilen kann man über die Route.