Matlusch
Matlusch bei Fläsch, Klettergarten, 6a – 7a
Das beständige, leider aber durchs Band regnerische Wetter in diesem Mai fordert immer wieder Flexibilität bei der Planung von Kletterausflügen. An Auffahrt waren die Prognosen erneut auf der nasskalten Seite. So entschieden wir uns für einen Ausflug in die Kletterhalle der Lintharena in Näfels. Vorsorglich packten wir aber das Material für eine Outdoor-Session in den Kofferraum und düsten via Sattel ins Glarnerland.
Im Bereich der Linthebene drückte zaghaft die Sonne durch das dichte Gewölk und weiter im Osten konnte man eine «blaue Störung» am Himmel erkennen. So blieb der Blinker bei der Ausfahrt Näfels in seiner Ruheposition und wurde erst in Bad Ragaz betätigt. Rasch hatten wir das schmucke Fläsch erreicht, welches 2010 den Wakkerpreis erhielt. Das Weinbaudorf im Rheintal erhielt die Auszeichnung für seine innovative Ortsplanung. Dank Landumlegungen konnten die charakteristischen Wein- und Obstgärten im Dorfkern erhalten werden ohne die bauliche Weiterentwicklung zu verhindern.
Dem Wegweiser nach St. Luzisteig folgend, erblickten wir nach gut einem Kilometer Fahrt den Parkplatz unterhalb von zwei markanten Betonblöcken, die wohl einst der Landesverteidigung dienten. Das steile und nass-schmierige Weglein zum Klettergarten Matlusch war rasch entdeckt und brachte uns direkt zu den ersten Routen am rechten Wandfuss. Wir wanderten, den Blick stets nach oben gerichtet, durch alle Sektoren und landeten schliesslich ganz links aussen auf einem angenehmen Podest, wo wir unsere Basis einrichteten.
Zum Start gönnten wir uns die «Abigsunna», die in 3 Seillängen durch den schön strukturierten Fels zum «Gipfel» führt. Am zweiten Stand trafen wir per Zufall auf Fredy Tischhauser, der in diesem Klettergarten viele Routen eingerichtet und auch vorbildlich saniert hat. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Fredy und das Team von Eastbolt für die ausgezeichnete Sanierungsarbeit und die vielen bezaubernden Kletterlinien. Ausgestattet mit den wertvollen Tipps von Fredy fanden wir rechts davon weitere, bestechende Linien im steilen Matlusch-Kalk.
Die vielen Querleisten erlauben hier auch ein Durchkommen in leicht überhängenden Passagen und bieten stets interessante Kletterzüge. Mit «Schoggitaler» und «Eastbolt» stehen zwei wirklich steile und die Kraftausdauer fordernde Linien im Angebot. Etwas gemässigter kommen «Überholspur» und «Wakkerpriis» daher. Apropos «Priis»: Natürlich durfte ab und zu auch eine Prise Schnupftabak nicht fehlen. All diese Routen starten auf einem schmalen Felsband, welches zwar gut gängig ist, aber doch erhebliches Absturzpotential aufweist. Dank den jeweils vorhandenen Standhaken kann man sich aber jederzeit sicher fixieren und geniesst dabei erst noch die weiträumige Aussicht auf die bezaubernden Weinberge rund um das Dörfchen Fläsch.
Am späteren Nachmittag – der Klettergarten war nun fast vereinsamt - wechselten wir in den rechten Wandteil und staunten über die herrlichen Kletterzüge im «Warzenschwein». Diese fast 40 Meter messende Linien verläuft an teils glatten Rissen und verlangt konzentriertes Antreten. Der obere Teil an der luftigen Kante bot dann Klettergenuss pur. In der Route «Mistral» musste ich leider auf halber Höhe kapitulieren: Die patschnassen Schlüsselgriffe waren so schmierig, dass ich nach zwei Abwürfen in die benachbarte «Tomykante» wechselte. Hier war es zwar trocken, aber fast genauso schmierig. Tausende von Kletterhänden haben diesen Riss hübsch poliert und ihre unverwechselbaren Spuren hinterlassen.
Dies war aber die einzige der von uns gekletterten Routen, die derart abgegriffen daherkam. Der Rest war praktisch überall schön rau und griffig. An schönen Wochenenden herrscht in Matlusch sicher emsiger Kletterbetrieb. An diesem Auffahrtstag war dank dem zweifelhaften Wetter aber glücklicherweise wenig Klettervolk unterwegs am Fels, was wir natürlich dankend zur Kenntnis nahmen. Herzlichen Dank an Stine für deine Spontanität und die stets gute Laune. Es hat deutlich mehr Spass gemacht im Matlusch zu klettern, statt an Plastikgriffen zu rupfen!