Impressum Sitemap

Valletta

Pizzo della Valletta P. 2582
"Via Curzio" 6c+, 4 SL
"Via Angelo" 7a, 4 SL
"Via Enrica" 6c, 4 SL
"Butterfly" 6b, 4 SL
"La mano" 6c+, 4 SL

Westlich vom Gotthardpass, im lieblichen Tal der Valletta, lockt ein Granitklotz mit genussreichen Routen. Anfangs der neunziger Jahre entdeckte ich mit Hans Zgraggen und meinem Bruder Kurt dieses Kleinod. In den folgenden zwei Jahren begingen wir acht neue Routen, die aber nur teilweise Einzug in die Führerliteratur fanden.

Später zwängte ein Team der Alpinen Kampfschule Andermatt, sowie eine Gruppe um Jürg von Känel mit der "Via Curzio", resp. der "Via Enrica" je eine neue Linie in das sonst schon dichte Routennetz. Die vorher völlig eigenständigen alten Kletterwege wurden gekreuzt oder wiesen nun ein paar gemeinsame Klettermeter mit den neuen Routen auf. Schade...

Da es an diesem Samstag in den nördlichen Voralpen eher regenerisch war, fuhren Ruedi und ich voller Optimismus Richtung Urner Oberland. Am Gotthardpass oben sah das Wetter dann schon ganz ordentlich aus, bloss einige Nebelfetzen sorgten für eine mystische Stimmung. Der Zustieg zum Klettergebiet Valletta führt durch eine herrliche Seenlandschaft und erfordert eine knappe Stunde Einsatz. Auf dem breiten Felssims am Fusse der Wand lässt es sich anschliessend herrlich rasten.

Die "Via Curzio", eine der jüngsten Routen in dieser Wand, ist unser erstes Projekt. Sie kreuzt in der ersten Länge die "Via Angelo" und verläuft in der letzten Seillänge gemeinsam mit dieser. Den ersten zwei eher mässigen Längen (5a, 5c) folgt die Schlüssellänge, eine feingriffige Reibungsplatte (6c+) und dann klettert man bereits die letzte Länge (6a) mit einer feinen Platte und der diagonalen Schlussverschneidung.

Vom Wandbuch kann man mit 60m-Seilen in zwei Sequenzen den Boden erreichen, wenn man nach der ersten Abseilfahrt ein paar Meter zum alten Ringbohrhakenstand der "Butterfly" absteigt und sich getraut, diesen für die zweite Abseilfahrt zu benützen. Die "Via Curzio" bietet schöne Kletterei an perfektem Fels und ist sehr gut ausgerüstet.

Als zweite Tour nahmen wir die älteste Route der Wand, die "Via Angelo" ins Visier. Damals vorwiegend mit Friends und Keilen erstbegangen, wurde sie später teilweise saniert. Uns interessierte vorallem die dritte Seillänge, wo gemäss Führer eine A0-Stelle wartete. Sollte diese Passage eventuell frei gehen? 24 Jahre nach der Erstbegehung errinerte ich mich nur noch vage an diese Stelle. Ruedi liess sich nicht lumpen und zog diese äusserst feine Reibungsplatte im ersten Versuch. Gratulation!

Zu meiner grossen Freude gelang auch mir im Nachstieg die freie Begehung. Endlich, nach einem Vierteljahrhundert, war dieses Problem gelöst.
Die "Via Angelo" (5a, 6a, 7a, 5c+) ist eine kurze, aber sehr vielseitige und genussreiche Kletterei, in der auch Risse und Verschneidungen zum Angebot zählen. Gemäss den Einträgen im Wandbuch wird sie als die lohnendste Route an der Valletta bezeichnet.

Vom schönen Fels angefixt, stiegen wir nach kurzer Pause in die "Butterfly" ein. Sie war damals unsere zweite Route und folgt ebenfalls einer logischen Linie. Leider wird sie an zwei Stellen von der "Via Enrica" tangiert und auch die "Via Curzio" kommt ihr sehr nahe. "Butterfly" (5a, 5a, 5c, 6a), ein genussvoller Kletter-Mix aus Verschneidungen, Rissen und Platten wurde ebenfalls teilweise saniert.

Als vierte Route sollte nun die "Via Enrica" folgen. Sie verläuft im unteren Teil in zwei Seillängen (5b, 5b) über schöne Platten, dann folgt die knifflige Schlüsselstelle (6c), die mit langen Armen einfacher zu lösen ist. In der letzten Länge benutzt sie die schöne Steilstufe (5a) der "Butterfly". Vom letzten Stand erreicht man über ein Grasband rechtsquerend das Wandbuch und die Abseilpiste.

Als fünfte und letzte Tour wollte Ruedi und ich die "cleane" Vallettaverschneidung (5b) klettern. Nach zwei einfachen Längen standen wir unter einem fantastischen Handriss. Ein zurückgelassenes Kettenglied (Maillod) und das senkrechte Gelände liessen erste Zweifel an der Bewertung aufkommen. Während Ruedi den absolut genialen Riss in perfekter Manier durchstieg, dabei aber lautstark über die Bewertung von 5b fluchte, dämmerte es mir langsam...

Diesen Riss hatte ich vor 24 Jahren bei einer Erkundung entdeckt und von oben eingebohrt. Leider kam ich nie dazu, ihn richtig zu klettern. Ruedi und ich einigten uns auf eine "leichte Anpassung" der Schwierigkeitsbewertung und fanden bei 6c einen Konsens. Da Ruedi den Riss wohl als erster sauber durchstiegen hat, durfte er mit "La mano" auch den Routennamen wählen. Vom letzten Stand kann über ein Grasband rechtsquerend die Abseilpiste der "Via Curzio" erreicht werden.

Der aufkommende Nebel und ein kalter Wind veranlassten uns schliesslich zum Aufbruch. Um viele Eindrücke reicher wanderten wir gemütlich zum Gotthardpass runter, wo uns auf den letzten Wegmetern der einsetztende Regen empfing.

Schlussbemerkung:
Die Ausrüstung der älteren Routen ist in die Jahre gekommen. Da es sich um ein wirklich lohnendes Klettergebiet handelt, haben wir uns deshalb für eine Sanierung entschieden und werden diese wohl demnächst in Angriff nehmen. Weitere Infos und ein ausführliches Topo werden folgen...