Hochfluh
Gurtnellen Hochfluh
"Maschinensturz" 7a, 4 SL
"Brosmiplatte" 6a, 2 SL
Die Hochfluh über dem Dorf Gurtnellen ist in erster Linie ein Kletterziel für Frühling oder Spätherbst. Dass wir im Hochsommer an diesem Massiv landeten, war einer Odysse geschuldet, die uns sowohl am Gotthard- wie auch am Sustenpass scheitern liess. Nun aber alles schön der Reihe nach erzählt: Wir fuhren zeitig los und parkierten in dichtem Nebel das Fahrzeug am Gotthardpass oben. Kurz unter dem Pizzo Valletta spürten wir die ersten Regentropfen. Im Schutz eines grossen Felsblocks konsultierten wir den Regenradar und stellten ernüchtert fest, dass der gestrige Wetterbericht mit "sonnig und warm" eine totale Fehlprognose war. Wir drehten um und machten im Restaurant beim Gotthardmätteli einen Kaffeehalt. Als neues Ziel - inzwischen hatte es abgetrocknet - setzten wir den Sustenpass auf die Agenda. Es war aber wie verhext: Weder bei Gorezmettlen noch beim Sustenbrüggli fanden wir einen Parkplatz. Selbst die kleinen Ausstellplätze entlang der Passstrasse waren mit Karossen zugeparkt. Frustriert wendeten wir und landeten schliesslich in Gurtnellen.
Die anvisierte Route "Plattentanz" an der Hochfluh fiel als nächste Ziel aus den Traktanden. Die Einstiegslänge ist wieder brutal zugewachsen und vermoost. Wir zogen gleich weiter zum oberhalb liegenden Klettersektor. In der sanierten Route "Maschinensturz" konnten wir endlich Hand an den Fels legen. Beat übernahm gleich den Lead und stieg souverän zum ersten Stand hoch. Der feine Aufsteher kurz vor den Sicherungsplatz forderte mich, war aber zugleich eine gute Aufwärmübung für die nun anstehende Schlüssellänge. Die äusserst knifflige Passage an vertikalen, stumpfen Rissspuren hatte ich bereits zweimal bei kühlen Bedingungen erfolgreich geklettert. Diesmal rutsche ich auf den warmen Leisten zweimal weg, was mich nicht sonderlich überraschte. Im Granit wird es ab gewissen Temperaturen zunehmend schwierig, die gewünschte Haftung zu erreichen. Die enge Absicherung verzeiht aber hier jeden Fehler.
Die zwei folgenden Längen hielten noch weitere Knacknüsse bereit, waren aber doch milder zu klettern als die steile Schlüssellänge. Inzwischen sorgte der zunehmende Föhn für etwas Erfrischung, die Temeperaturen aber blieben hoch.
Wir verzehrten unseren Lunch und wechselten kurz darauf den Standort. Als kleine Zugabe gönnten wir uns die "Brosmiplatte", die mit zwei lohnenden Längen in ungewohnt griffiger Manier über einen Pfeiler führt. Auch hier war der Einstiegsbereich bereits wieder von der Vegetation zurückerobert worden, was jedoch nur auf den ersten Metern etwas störte. Weiter oben war der Fels wohlteuend sauber.
Nach diesem kurzen Ausflug in die Vertikale rückte ein sehr verlockendes, neues Ziel in unseren Fokkus: der Biergarten vom Restaurant Bergheim in Gurtnellen. Hier gelangten wir schliesslich zur Einsicht, dass dieser Tag mit seinen vielen Wendungen und Frustmomenten doch noch zu einem gelungenen Ausflug mutierte. Besten Dank an Beat für die Geduld und die guten Nerven. Das nächste Mal klappt es hoffentlich wieder auf Anhieb mit unseren Kletterzielen!