1. März 2023
Orama, 6a-6c+
Am zweiten Tag liessen wir unser Mietauto erneut stehen und wanderten vom Hotel aus zu Fuss durch die engen Strässchen und staubigen Pfade zum Kokkinovrachos hoch. Den Weg kannten wir bereits vom Vortag. Im Labyrinth der zahlreichen Gassen fanden wir jedoch eine effizientere Variante, die uns aus dem Dorf heraus führte. Der markante, rotbraun gefärbte Fels im Sektor Orama sieht auf den ersten Blick gar etwas botanisch und brüchig aus. In Tat und Wahrheit ist der Fels bombenfest und die zahlreichen Pflanzen spriessen alle neben den Kletterlinien aus den Ritzen.
Neben uns vergnügte sich nur eine weitere Seilschaft in den extrem griffigen Routen, was bei 30 möglichen Linien absolut genügend Raum schuf. Im Gegensatz zu gestern war der Himmel fast wolkenlos. Beim Sichern suchte man daher dankbar den Schatten der zahlreichen Sträucher am ebenen Wandfuss. In der Wand selber wehte ein frisches Lüftchen und sorgte für perfekte Konditionen. Auch hier messen die Routen bis zu 40 Meter und sind teilweise mit einem Zwischenstand (Umlenker) versehen. Der zweite, obere und anspruchsvollere Abschnitt beginnt bei der ersten Schlüsselstelle und verlangt meist gutes Hinstehen mit kleingriffigen Passagen. Uns behagte diese Art der Kletterei hervorragend.
Die Absicherung ist perfekt und erlaubt ein sorgenfreies Höhersteigen. Extrem griffige Querleisten, Wasserlöcher und oft versteckte Henkel charakterisieren den Kletterstil. Erneut mussten wir unsere Kletterlust zügeln – bei diesem tollen Angebot kein leichtes Unterfangen. Der raue Fels nagte an den Fingern und die gefühlt hohe Luftfeuchtigkeit begünstigte das Wegraspeln der Haut. Schweren Herzens verschnürten wir den Seilsack und machten uns auf den Weg zum verdienten Apéro im Dorf unten.