Istrien 2019

Istrien
Der Norden Kroatiens mit seiner Halbinsel Istrien war schon lange auf meiner Kletter-Wunschliste. Ende Mai war es endlich soweit. Die Anreise über Milano und Trieste verlief bei strömendem Regen problemlos, dank einem Übernachtungsstopp in Udine zwecks Einkauf im Decathlon hielt sich auch die tägliche Fahrzeit im verträglichen Rahmen.

Als Basis wählten wir das schöne Hafendörfchen Rovinj, welches in den letzten Jahren mit seiner Altstadt zum beliebten Touristenziel avanciert ist. Herrschte am Wochenende noch reger Betrieb in den malerischen Gassen, beruhigte sich das Geschehen unter der Woche massiv, was uns sehr gelegen kam.

In unmittelbarer Nähe von Rovinj fanden wir auch einen reizenden Klettergarten, der mit seiner Lage direkt am Meer für die richtige Kletterstimmung sorgte. Dank der westlichen Ausrichtung erreichte die Sonne erst ab Mittag die Wand und sorgte dann aber rasch für verminderten Klettergenuss infolge der zunehmenden Wärme. Der Klettergarten ist ein ehemaliger Steinbruch, der vor vielen Jahrhunderten für den Bau von Palästen und anderen monumentalen Bauwerken genutzt wurde. Dank der direkten Anbindung ans Meer konnten die Blöcke direkt verschifft werden und traten so ihre lange Reise über das Mittelmeer bis zu ihrem neuen Bestimmungsort an.

Insgesamt findet man fast hundert Routen, verteilt auf mehrere Sektoren, im Bereich 4a bis 7a. Der Fels ist ein eher glatter, fast marmorierter Kalk, der in den leichteren Routen doch schon etwas Abnützungserscheinungen zeigt. Im linken Wandteil gibt es ein paar einfache, plattige Linien, die stets gut besetzt waren. Im Hauptesektor dominiert senkrechte bis leicht überhangende Leistenkletterei, die ab und zu auch eine Sinterpassage aufweist. Die wenigen Sinterlinien sind stark glasiert und verlangen ein hoch konzentriertes Vorwärtssteigen, will man nicht plötzlich und unverhofft im Seil hängen.

Die Bewertung liegt eher auf der harten Seite, was aber auch der eher glasigen und kompakten Felsstruktur geschuldet ist. Dafür ist die Absicherung tadellos und lässt keine Wünsche übrig. Insgesamt verbrachten wir drei Klettertage an diesem idyllischen Ort und wagten auch einmal den Sprung ins doch eher kalte Mittelmeer. Leider regnete es dazwischen immer wieder, was zwar etwas Abkühlung brachte, aber leider auch ein Klettern an diesen glatten, fast ans Schmierige grenzenden Griffen, verunmöglichte.

Das Gesamtbild passte aber: Das wunderschöne Rovinj, der gemütliche Klettergarten, die freundlichen Leute und die hervorragende Gastronomie waren diesen Trip auf jeden Fall wert. Für den Besuch der Klettergärten am nahen Limski-Kanal reichte die Zeit wegen einer dreitägigen Regenfront leider nicht mehr. Ein Besuch vor Ort ohne Material versprach aber auch hier Klettergenuss, falls das Wetter passt. Eine Rückkehr scheint daher mehr als wahrscheinlich!