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Lochstafel

Göscheneralp
Klettergarten Lochstafel
Zu erklären, in der Göscheneralp könne man ausgezeichnet im Granit klettern, wäre tatsächlich "Eulen nach Rom tragen". Seit Jahrzehnten ist das liebliche Tal mit seiner imposanten Dammakette als Granit-Mekka international bekannt. Salbitschijen, Gandschijen und die Klettergebiete rund um die Bergseehütte geniessen ein grosses Renommée in der Klettergilde. Seit ein paar Jahren wurden nun auch im Talgrund etliche Klettergärten neu entdeckt oder frisch aktiviert.

Im Lochstafel, unterhalb vom gut besuchten Campingplatz Gwüest, wurden bereits 1987 erste Routen eingerichtet. Die spärliche Ausrüstung und die etwas versteckte Lage in einem Tobel liessen dieses Stück Fels rasch wieder in Vergessenheit geraten. Vor ein paar Jahren entdeckte Ruedi Bunschi das Potential dieses Klettergartens. Mit unglaublichem Arbeitseifer putzte er tagelang die alten Linien, ebnete den Wandfuss und erschloss ein grosse Zahl neuer Linien bis zum achten Franzosengrad. Was unter den Grasbüscheln und Moospolstern zum Vorschein kam, lässt das Herz jedes Granitkletterers höher schlagen.

Da wurden bis zu 40 Meter lange Traumlinien an extrem griffigen Hangelschuppen zum Leben erweckt. Splitter-Risse, kantige Verschneidungen, grosse Dächer mit Handrissen und natürlich auch extrem kleingriffige Plattenstellen runden das Bild ab und schaffen ein extrem breites Spektrum an Klettermöglichkeiten. So eine unglaubliche Piazlänge wie z.B. der "Ethnoriss" (6a+) findet sich nirgends sonst im Tal, nicht einmal am Salbitschijen. Hier kann man sich ideal das Rüstzeug für die schweren Touren an den höher gelegenen Granitzinnen erarbeiten. Aber Vorsicht: Die Bewertungen sind eher auf der harten Seite! Dafür ist die Absicherung perfekt und lässt keine Wünsche offen.

Alle Routen sind mit einer Metalltafel am Einstieg beschriftet und bewertet. Bis auf ein paar wenige Routen, die bewusst "clean" gehalten wurden, braucht mein keine zusätzlichen Sicherungsmittel. Zusamen mit Stine genoss ich die perfekte Kletterei an diesem milden Maiabend. Scheinbar werden immer noch neue Routen erschlossen, wie unschwer an den hängenden Fixseilen erkennbar war. Auch der Routenname "Covid 19" (7a) deutet auf eine erst kürzlich erfolgte Begehung hin. Diese kräftige und weiter oben auch knifflige Linie verläuft im ersten Teil über ein kräfteraubendes Dach mit Handriss, folgt dann einer messerscharfen Kante und hält zum Schluss noch einen echten, extrem kleingriffigen Plattenknaller zum Stand hin bereit. Die links gelegene Route "Die Maus" (6b+) kommt in ähnlichem Stil daher, sollte nominal deutlich leichter sein, wird einem aber alles andere als geschenkt.

Ganz links finden sich im Sektor von "Asterix und Obelix" weitere fantastische und lange Linien entlang von grosszügigen Schuppen. Hier kann man piazen, bis die Arme platzen! Der Zugang erfolgt vom Campingplatz Gwüest talauswärts mit einem Abstieg von ca. 15 Min. Bei einer geschnitzten Holztafel am Wanderweg zweigt nach links ein schmales Weglein ab, führt über die noch junge Reuss und endet am beindruckenden Wandfuss. Ein Besuch lohnt sich, bedingt aber ein solides Niveau von 6b aufwärts. Das Topo und ein "Gipfelbuch" liegen in der gut sichtbaren Gamelle am Wandfuss. Vielen Dank an Stine für den genussvollen Kletterabend. Du hast immer gute Ideen für einen Kletterausflug!