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Onsernone

Placche di Paleria im Valle Onsernone
"Nâlân" 6a+, 5 SL
"Nercmen" 6c+, 4 SL
"Namasté 7a, 5 SL
"La primula nera" 7b+, 6 SL
"Trango" 6c+, 5 SL

Im abgeschiedenen und weitläufigen Valle Onsernone finden Felsbegeisterte zahlreiche Spielplätze für ihre faszinierende Leidenschaft. Hoch über Berzona, der Heimat zahlreicher Aussteiger, Künstler und Schriftsteller, liegen zum Beispiel die wunderschön strukturierten Gneisplatten von Paleria.

Die Kletterei ist alles andere als reine Plattenschleicherei. Zahlreiche Seillängen sind sehr steil und erfordern eine solide Fingerkraft für die schmalen Leisten und Kanten. Ab und zu kann auch ein wunderschöner Riss mit Fingerklemmern durchstiegen oder eine knackiger Überhang atlethisch gemeistert werden.

In der Deutschschweiz herrschte, wie schon so oft in diesem Frühjahr, absolute Tristesse bezüglich dem Wetter. Sintflutartige Regenfälle liessen zahlreiche Flüsse anschwellen und brachten Hänge ins Rutschen. So fiel es uns leicht, die Reise ins Tessin anzutreten. Da wir zu fünft unterwegs waren, schien auch unser ökologisches Gewissen ein wenig beruhigt. Die ganze Zeit kann man schliesslich nicht im Regen ausharren oder in der Halle klettern gehen.

Während Richi, Dani und Ruedi mit "Namasté" (7a) in den neuen Klettertag starteten, wollten Karin und ich die gemütliche "Nâlâ" (6a+) geniessen. Am Einstieg angelangt, erblickten wir aber bereits ein Pärchen in der Route. So begannen wir halt mit der benachbarten "Nercmen" (6c+), die ab und zu ein beherztes Wegklettern von den Bohrhaken verlangt. Bei den schweren Stellen stecken die Silberlinge aber wieder zahlreicher.

Irgendwie ist es symptomatisch für die Tessiner Kletterer: Solange sie nicht an ihrem persönlichen Limit klettern, haben sie relativ grosse Abstände zwischen den Sicherungspunkten. Wenn sie dann aber an ihre Leistungsgrenze stossen, die oft so bei 6b liegt, folgt Haken auf Haken....

Nach erfolgreich verlaufener erster Kletterrunde, war die "Nâlâ" nun endlich frei. Karin und ich nutzten diese Gelegenheit und genossen so weitere fünf genussvolle Seillängen in bestem Gneis. Unsere drei Freunde aber widmeten sich der "La primula nera" (7b+), die in der dritten Seillänge mit einer echten Knallerplatte an Mikroleisten auf ambitionierte Wiederholer wartet.

Da die Route zwar von unten, aber technisch eingebohrt wurde, stecken die Bohrhaken für eine freie Begehung oft am falschen Ort. Besonders der delikate Quergang unter dem kleinen Dach ist daher auch psychisch anspruchsvoll. Unser Boulder- und Mikrogriff-Spezialist Ruedi liess sich die Gelegenheit nicht nehmen und rang der dritten Seillänge (7b+) eine freie Begehung ab.

Um ein Haar wäre ihm beinahe auch der Pendelquergang der zweiten Seillänge (6c+, 1p.a.) frei geglückt, dort war aber die zu querende Platte schlicht zu grifflos. Gratulation an das unverwüstliche Trio mit Ruedi an der Spitze und vielen Dank für den lustigen Tag.

Karin und ich buken in der Zwischenzeit etwas kleinere Brötchen und genossen die fünf äusserst abwechslungsreichen Seillängen der "Trango" (6c+). Die zweite Seillänge verlangt dabei ein paar Fingerklemmer in einem schmalen Riss, der Rest ist gut gestuft und sehr lohnend. Fast zeitgleich mit den drei Kämpfern aus der "La primula nera" erreichten wir wieder ebenen Boden, wo die Zecken bereits sehnsüchtig auf Karin warteten.

Beim morgendlichen Zustieg hatte sie bereits 10 Stück der winzigen Spinnentierchen von ihren schwarzen Hosen abgeschüttelt. Glücklicherweise hatten die Blutsauger wohl erkannt, dass mit Karin nicht zu spassen ist, und gaben ihr beim Abstieg freies Geleit. So konnten wir in aller Ruhe das wohlverdiente Bier geniessen und anschliessend zurück in die monsungeplagte Heimat reisen. Vielen Dank allen Beteiligten. Das war mal wieder ein Klettertag nach Mass!